18.04.2024

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10.04.20 / Vietnamkrieg / Richard Nixon interveniert in Kambodscha

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15 vom 10. April 2020

Vietnamkrieg
Richard Nixon interveniert in Kambodscha
Wolfgang Kaufmann

Bis zum Ende der Amtszeit des 36. US-Präsidenten Lyndon B. Johnson war der Vietnamkrieg in den USA derart unbeliebt geworden, dass der Demokrat darauf verzichtete, ein weiteres Mal zu kandidieren. Statt seiner wurde 1969 der Republikaner Richard Nixon zum Präsidenten gewählt. 

Statt zu deeskalieren weitete der 37. US-Präsident den Kriegsschauplatz jedoch erst einmal aus, um die eigene Verhandlungsposition zu verbessern. Mit dem Ziel, die Nachschubbasen und Stellungen der Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams (NFB) und der nordvietnamesischen Armee in Kambodscha zu zerstören, ließ er ab dem 18. März 1969 achtstrahlige Langstreckenbomber vom Typ Boeing B-52 „Stratofortress“ Grenzgebiete Kambodschas bombardieren. Allerdings führte diese geheime Operation mit dem Codenamen „MENU“ nicht zu dem gewünschten Erfolg. Deshalb entschied sich Nixon schließlich für den Einsatz von Bodentruppen. Diese sogenannte Kambodscha-Kampagne startete am 29. April 1970. An diesem Tage rückten 50 000 US-Soldaten und 60 000 Angehörige der südvietnamesischen Armee ohne Kriegserklärung in das formell neutrale südostasiatische Land ein. 

Bis heute ist umstritten, inwieweit das völkerrechtlich zulässig war. Die Mehrheit der Fachjuristen vertritt die Ansicht, dass ein Staat, der die Anwesenheit oder Aktivitäten von Truppen kriegführender Parteien auf seinem Territorium duldet oder gar aktiv fördert, seinen Status als neutrale Macht verliert. Das traf auf Kambodscha insofern zu, als das Bürgerkriegsland Symptome eines „failed state“, eines gescheiterten Staats aufwies und die Zentralregierung nicht die Kontrolle über das gesamte Staatsgebiet hatte.

Die Kambodscha-Kampagne führte in den USA zu heftigen Protesten, weil sie eine territoriale Ausweitung des Vietnamkrieges bedeutete. Abgesehen davon verfehlte das Unternehmen sein strategisches Ziel. Die NFB und die nordvietnamesische Armee verlagerten ihre Basen ins Landesinnere. Ihnen nachzusetzen, hätte noch ausgedehntere Operationen seitens der USA nötig gemacht. Diese unterblieben jedoch wegen der Reaktionen in der US-Öffentlichkeit und auf der weltpolitischen Bühne. Vielmehr zogen sich die US-Truppen nach 30 Tagen zurück. 

Das schwächte die von den USA unterstützte Seite im Kambodschanischen Bürgerkrieg, die schließlich unterlag. Vor 45 Jahren endete der Bürgerkrieg mit der Proklamation des Demokratischen Kampuchea durch die von Pol Pot geführten Roten Khmer (Khmers rouges).