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10.04.20 / Debatte um Beschränkungen / Die Stimmen der Anderen / Inzwischen fordern Wissenschaftler, die ihrer Meinung nach überzogenen Einschränkungen wegen Corona aufzuheben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15 vom 10. April 2020

Debatte um Beschränkungen
Die Stimmen der Anderen
Inzwischen fordern Wissenschaftler, die ihrer Meinung nach überzogenen Einschränkungen wegen Corona aufzuheben
Erik Lommatzsch

Nicht wenige haben den Eindruck, dass die Corona-Szenarien seitens der Politik und Experten in immer düsteren Farben gezeichnet werden. Nahezu täglich weisen Verantwortliche auf die noch zu erwartende Welle von Erkrankungen hin. Innenminister Horst Seehofer (CSU): „Ohne Handeln könnte es Millionen Tote geben.“ Zugleich erfolgen weitere Einschränkungen, Kritiker beklagen dies als Aktionismus. 

Was, wenn das Virus und die von ihm beim geringeren Teil der Infizierten ausgelöste Krankheit Covid-19 bei nüchterner Betrachtung keinesfalls die prophezeite gesundheitliche Katastrophe zur Folge haben? Eine Reihe von Wissenschaftlern warnt inzwischen eindringlich. Der Toxikologe und Immunologe Stefan Hockertz sagt gegenüber „wallstreet:online“, das Virus „lässt sich im Krankheitsbild sehr gut mit der bekannten Influenza, also der Grippe vergleichen“. In den meisten Ländern zeige sich eine Todesrate („Letalität“), die der Influenza entspreche. Die uns erschreckenden Bilder aus Italien und Spanien erklärten sich damit, dass man „mit der Lupe“ dorthin schaue. 

Todesrate „entspricht Influenza“

Hockertz macht auf andere Faktoren aufmerksam: hohe Luftverschmutzung in Norditalien, mangelhafte Krankenhaushygiene sowie Vorerkrankungen. Der Nachweis von Corona bei einem Toten bedeute nicht zwingend, dass er auch daran gestorben sei. Hinsichtlich der Reaktion der Politik findet der Professor deutliche Worte. Diese sei „maßlos, autoritär und rechthaberisch“. Die Maßnahmen seien ergriffen worden, „ohne eine Exit-Strategie vorher zu bedenken, ein Kardinalfehler“. Hockertz rät dazu, das „Rad möglichst schnell noch zurückzudrehen“. Angst mache ihm ein Mord- und Totschlagsszenario, „wenn wir weiter die soziale Isolation aufrechterhalten“. Man solle „endlich wieder wissensbasiert und vernünftig handeln“. 

In der Diktion zurückhaltender, inhaltlich aber sehr ähnlich klingen die Stellungnahmen von Sucharit Bhakdi. Der ehemalige Leiter des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität Mainz fragt, ob man genug wisse, „um all das zu verantworten, was wir den Menschen in diesem Lande gerade zumuten“. In einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel schreibt er, seine Besorgnis liege „vor allem in den wirklich unabsehbaren sozioökonomischen Folgen der drastischen Einschränkungsmaßnahmen“. In Form von Fragen, deren Gegenstand seiner Meinung nach bislang nicht ausreichend analysiert wurde, bezweifelt Bhakdi die besondere Gefährlichkeit von Corona und moniert einen seiner Meinung nach unwissenschaftlichen Umgang mit Statistiken und Vergleichen, die als Grundlage für politische Entscheidungen dienen.

„Sehr, sehr viel Schaden“

Ansgar W. Lohse, Direktor des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, verweist im MDR auf Probleme, die durch die Konzentration auf Corona entstünden. Man vergesse, „dass die Maßnahmen, die wir ergriffen haben, auch zu sehr, sehr viel Schaden“ führten, nicht zuletzt gesundheitlich. Sogar zu Todesfällen, weil für andere Krankheitsbilder die Versorgung nicht mehr gewährleistet sei. Sollten diese Stimmen auch nur zum Teil recht behalten, hätten die Regierenden viel zu erklären.