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10.04.20 / Die Woche vor Ostern / Ostertradition – woher der Wind kommt und einen Apfel essen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15 vom 10. April 2020

Die Woche vor Ostern
Ostertradition – woher der Wind kommt und einen Apfel essen
Brigitte Klesczewski

Die Woche vor Ostern ist die Karwoche, die Kernwoche der österlichen Passionszeit. Auch in dieser stillen Zeit wurden einst Bräuche gepflegt.

Der 5. Tag der Karwoche ist der Gründonnerstag. Für die Christen ist es der Tag des Abendmahls vor der Kreuzigung Jesu. Es ist der Tag, an dem früher Büßer wieder in die Kirchengemeinde aufgenommen wurden. Es heißt, dass sie, die Greinenden, sich vor dem Betreten der Kirche mit frischem Grün geschmückt haben. Aus meiner Kindheit kenne ich den Brauch am Gründonnerstag, Kringel zu backen. Meine Mutter fertigte sie aus Mürbeteig an. Von meiner Schwiegermutter weiß ich, dass die Menschen in Ostpreußen sie aus Hefeteig herstellten. Im Kochbuch: „Marion Lindt serviert ostpreußische Spezialitäten“ steht ein Rezept für diese Gründonnerstagskringel.

Wie zu erwarten, hatte die Bäckerei einen ursprünglichen Grund. Am Gründonnerstag brachen die Bauern nach dem Gottesdienst zur ersten Feldarbeit auf. Es musste zu diesem Zeitpunkt geschehen, damit die Felder später schön grünten und somit übers Jahr der Mensch und das Tier gesegnet waren. Zum feierlichen Abschluss dieses besonderen Arbeitstages wurden dann die Gründonnerstagskringel verzehrt. Zum Eierfärben wurde gern grünes Gras verwendet. Das Wort „Grün“ beinhaltet aber nicht nur die grüne Farbe, sondern auch sprießend und wachsend. Nach der langen, vitaminarmen Kost in früheren Zeiten im Winter sah man zu, dass am Gründonnerstag ein Essen mit viel „Grün“ auf den Tisch kam. Es sollten möglichst 9 Kräuter sein. Mein Vater konnte sie immer sehr schön aufzählen: Brennnessel, Löwenzahn, Melde, Gänseblümchen, Quecken, Erdbeerblätter, Scharbockskraut, Schafgarbe und Hederich. Das erste grüne Gericht sollte Gesundheit fürs ganze Jahr schenken. Wir stellten in Hökendorf Bärlauchbutter her. Die Blätter der nach Knoblauch riechenden Pflanze holten wir aus der Buchheide.Übrigens schickte mir eine ehemalige Volksschulkameradin im vorigen Jahr in ihrem rechtzeitig zu Ostern eingetroffenen Brief Osterhasen auf Oblaten, die in Schleswig-Holstein Lackbilder oder Wünsche heißen. Sie wollte mich damit an meine themengebundenen Oblatenalben erinnern. Meine verstorbene, mütterliche Freundin aus Schivelbein vergaß nie, mich darauf aufmerksam zu machen, am Ostermorgen ja darauf zu achten, woher der Wind käme. Aus der Richtung nämlich würde er dann ein Vierteljahr wehen. Dazu kam noch ihr Ratschlag, vor dem Frühstück einen Apfel zu essen, damit ich das ganze Jahr gesund bliebe. 

Und nun noch das Rezept für die österliche Mohnkranztorte mit halben Zuckereiern verziert. Zum letzten Mal wurde sie 1944 in Hökendorf gebacken. Der Eierlikör wurde damals auch selbst hergestellt. Ich habe das Rezept von meiner Mutter übernommen. Auf dem Bild sieht man meine 2019 hergestellte Torte.

Aus 5 Eiweiß einen steifen Schnee schlagen. 125 g Zucker, 5 Eidotter, 125 g gemahlenen Mohn, 125 g Mehl, 1/2 Päckchen Backpulver, 1 Vanillezucker einen Teig herstellen. In die gebutterte Kranzform den Teig füllen. Abbacken.

300 g Schlagsahne steif schlagen. Mit Zucker und Eierlikör abschmecken. 6 Blatt weiße Gelatine auflösen und vorsichtig unter die Sahne ziehen.

Damit die Torte zweimal füllen (vorher die Torte zweimal quer aufschneiden). Die Oberfläche der Torte ebenfalls mit der Eierlikörsahne bestreichen. Sie wird zum Abschluss mit halben Ostereiern aus Zucker geschmückt