26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
10.04.20 / Beatles / Scheidung auf Raten / Vor 50 Jahren löste sich die erfolgreichste Popband der Musikgeschichte auf – Die Trennung kündigte sich lange vorher an

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15 vom 10. April 2020

Beatles
Scheidung auf Raten
Vor 50 Jahren löste sich die erfolgreichste Popband der Musikgeschichte auf – Die Trennung kündigte sich lange vorher an
Markus Bauer

„Nicht ich habe die Beatles verlassen, sondern die Beatles haben die Beatles verlassen.“ So äußerte sich Paul McCartney viele Jahre später zu dem Ereignis, das sich diesen Karfreitag zum 50. Mal gejährt hat: die Trennung der Beatles. Doch wie kam es dazu? McCartney hielt seit dem Tod ihres Managers Brian Epstein im August 1967 die Band zusammen, motivierte sie und brachte sie nach vorne. 

Erste Brüche zeigten sich 1968 bei den Aufnahmen zu „The Beatles“ („Weißes Album“), als Schlagzeuger Ringo Starr wochenlang nicht ins Studio kam. McCartney hatte bei „Back in the USSR“ bereits das Schlagzeug eingespielt. Mit einer Postkarte, in der die anderen drei Beatles Starr als „besten Drummer der Welt“ bezeichneten, lockte man ihn zurück. 

Auf dem „Weißen Album“ sind aber einige von McCartney allein produzierte Songs. Vor dem Erscheinen des Albums veröffentlichte George Harrison am 1. November 1968 sein erstes Soloalbum, den Soundtrack zum Film „Wonderwall“ mit Instrumental- und Experimentalmusik, was den Zusammenhalt nicht beeinträchtigte. Auch Lennons erstes Solo-Werk Unfinished Music Nr. 1 „Two Virgins“ (29. November 1968) mit dem skandalträchtigen Nacktfoto gemeinsam mit seiner Frau Yoko Ono war alles andere als Mainstream und damit kein Trennungsgrund. Ebenso nicht seine Mitwirkung beim Album „Rock and Roll Circus“ der Rolling Stones am 10. und 11. Dezember 1968.

Trotzdem: Die vier Beatles drifteten auseinander. McCartney hatte mit Linda Eastman seine Ehefrau und Lennon mit Yoko Ono seine zweite Frau gefunden, Starr seine Begeisterung für Spielfilme (1968 „Candy“, 1969 „Magic Christian“). George Harrison etablierte sich als gleichwertiger Songwriter.

Nach den technisch und stilistisch hochkarätigen Alben von 1967 („Sgt. Pepper“, „Magical Mystery Tour“) und 1968 („Weißes Album“) und auch den deutlich werdenden Differenzen wollte ab Ende 1968 vor allem McCartney die Gruppe wieder zusammenschweißen – mit der Idee eines Live-Auftritts und damit auch einfacherer Musik. „Get back“ – zurück zu den Wurzeln – hieß das Projekt im Januar 1969, das dann zum Film und zur LP „Let it be“ wurde. Hört man in die Aufnahmebänder, so ist (zumindest) die musikalische Stimmung bestens. Die Beatles jammen durch ihr altes Repertoire mit Rock ’n’ Roll oder Liverpooler Straßenliedern. 

In Erinnerung an ihre Hamburger Jahre 1960 bis 1962 singen sie sogar ihren Song „Get back“ auf Deutsch („Geh raus aus deinem Haus“). Doch es gab auch Differenzen, sodass Harrison für einige Tage die Gruppe verließ. Erwähnt sei zudem die Anwesenheit von Yoko Ono im Studio, was sich auf die Arbeit auswirkte. Mit dem Rooftop-Konzert am 30. Januar 1969 und ein paar Nachbearbeitungen endete dieses Projekt, ohne dass es zunächst weiterverfolgt wurde.

Im März 1969 heirateten John Lennon und auch Paul McCartney. Die beiden spielten am 14. April dann auch „The Ballad of John and Yoko“ ein. Die Aufnahmepause beim Album „Abbey Road“ nutzte Lennon für seinen „Bed in“ und die Friedenshymne „Give peace a chance“ (aufgenommen am 1. Juni 1969 in Kanada). Als Autoren sind übrigens Lennon und 

McCartney genannt. 

Am 20. August 1969 waren letztmals alle vier Beatles gemeinsam im Studio, die weitere Bearbeitung der Songs erfolgte in unterschiedlichen Konstellationen. Zum Streitobjekt wurde 1969 auch der Posten des neuen Managers. Während Lennon, Harrison und Starr den in der Popszene bekannten (und auch umstrittenen) Allen Klein bevorzugten, schlug Paul McCartney seinen Schwiegervater Lee Eastman vor. McCartney unterlag.

Im September 1969 gab John Lennon intern als erster seine „Scheidung“ von den Beatles bekannt, was jedoch geheim gehalten wurde. Und er nahm eine Einladung zum „Toronto Rock and Roll Revival“ am 13. September an, wofür er die Gruppe „Plastic Ono Band“ gründete. Von Weihnachten 1969 bis März 1970 arbeitete McCartney an seinem ersten Soloalbum, das Gleiche tat Ringo Starr, dessen „Sentimental Journey“ im März 1970 erschien.

Diese beiden Alben, dazu die nun fertiggestellte LP „Let it be“, die auch für April 1970 terminiert war, erhitzte die Gemüter bezüglich der Erscheinungstermine. Eine Woche vor der Veröffentlichung seiner Solo-LP, am 10. April 1970, schickte McCartney vorab der Presse sein Album – zusammen mit einem Interview, das er quasi mit sich selbst führte. Darin sagte er unter anderem, dass er nicht wisse, ob die Trennung der Beatles momentan oder permanent sei. „Trennung der Beatles“ – das war dann die Aussage, die die Medien, die vor allem McCartney damit in Verbindung brachten, in den Vordergrund rückten.