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24.04.20 / OPEC+ / Putin gibt erstmals klein bei / Drastischer Ölpreisverfall und einbrechende Nachfrage: Moskau stimmt Förderbegrenzung zu

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17 vom 24. April 2020

OPEC+
Putin gibt erstmals klein bei
Drastischer Ölpreisverfall und einbrechende Nachfrage: Moskau stimmt Förderbegrenzung zu
Manuela Rosenthal-Kappi

Russland hat den Preiskrieg ums Öl und Marktanteile gegen Saudi-Arabien nach nur vier Monaten verloren. Die drastisch sinkende Nachfrage seit Ausbruch der Corona-Pandemie bei gleichzeitigem Preisverfall des schwarzen Goldes zwangen den starken Mann im Kreml in die Knie. 

Bei einer Videokonferenz der OPEC-Staaten und Russland, der sogenannten OPEC+, verständigten sich die Beteiligten auf eine Begrenzung der Fördermenge, um den Ölpreis am Weltmarkt zu stabilisieren. Zuletzt war der Barrelpreis der Marken Brent und Urals auf unter 30 US-Dollar gefallen. Bislang hatte Moskau davon gesprochen, dass die kritische Zahl, bei der die Wirtschaft zu stark unter Druck gerate, bei 40 Dollar liege. Die USA, wegen des Fracking-Öls mittlerweile der größte Ölexporteur weltweit, waren an dem Handel nicht beteiligt.

Bei den russischen Ölfirmen ist der Deal, der in einer ersten Stufe ab dem 1. Mai in Kraft tritt, äußerst umstritten, verlangt er doch Russland die größte Begrenzung seiner Fördermenge auf 2,5 Millionen Barrel statt bisher über zehn Millionen am Tag ab. Der Rosneft-Chef und Putin-Vertraute Igor Setschin, der den Handel mit besiegelte, hält sich bedeckt.

Kritiker sehen in der getroffenen Vereinbarung die größte außenpolitische Niederlage in Putins 22-jähriger Amtszeit. Michail Krutichin von der Beraterfirma Rus Energy spricht von einem demütigenden Vertrag, weil Russland sich stärker beschränken muss als alle anderen Teilnehmer, welche die Energieminister der G20 mittragen würden. Er sieht die Gefahr neuer Sanktionen gegen Russland, sollten russische Ölfirmen sich im Nachhinein nicht an die getroffene Vereinbarung halten wollen. 

Wenn Russland nur noch 23 Prozent der bisherigen Menge fördere, könnten auch Marktanteile für immer verloren gehen. Zehntausende, wenn nicht Hundertausende Arbeitsplätze gingen verloren. 

Dabei sah es bisher so aus, als würde Moskau in der Auseinandersetzung mit Saudi-Arabien die Oberhand behalten. Man warf den Saudis vor, OPEC+ absichtlich platzen zu lassen. Erst die Pandemie zwang die Russen, gegenüber dem selbstbewussten 34-jährigen saudischen Prinz Mohammed bin Salman Zugeständnisse zu machen – was in Moskau als peinliche Demütigung Putins empfunden wird.  

Wirtschaftlich gesehen sei die Vereinbarung keine Niederlage, resümiert der Journalist Sergej Schelin, biete sie Russland doch die Möglichkeit – wenn auch im Zickzackkurs – einer Umkehr der Abhängigkeit von Rohstoffen.