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24.04.20 / Hannsheinz Porst / Ein moderner Friedrich Engels

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17 vom 24. April 2020

Hannsheinz Porst
Ein moderner Friedrich Engels
Manuel Ruoff

Marxistische Unternehmer gibt es relativ wenig. Der bekannteste ist sicherlich Friedrich Engels. Ein modernerer Vertreter dieses Typus ist Hannsheinz Porst. Der vor zehn Jahren in Artelshofen bei Nürnberg mit 87 Jahren gestorbene gebürtige Nürnberger und Freund des Leiters der Hauptverwaltung Aufklärung in der DDR, Markus Wolf, war insofern noch eine Spur konsequenter als Karl Marx’ Freund und Weggefährte, als er sich quasi selbst enteignete.

Ein älterer Vetter, der ihn später auch mit der Stasi in Verbindung brachte, gewann den bruderlosen Unternehmersohn bereits frühzeitig für den Marxismus. Folglich entschied sich dieser Cousin nach dem Zweiten Weltkrieg für ein Leben in der Sowjetzone. Porst hingegen baute nach dem Krieg mit seinem Vater das von diesem 1919 in dessen Heimatstadt Nürnberg gegründete Fotogeschäft Photo Porst wieder auf. 1960 übernahm Porst die Geschäftsführung und führte das Unternehmen zur Blüte. Porsts Vater hatte sich bereits als pfiffig und geschäftstüchtig erwiesen, aber sein Sohn stellte ihn noch in den Schatten.

Wie schon sein Vater geriet auch Porst mit der Obrigkeit in Konflikt. Nachdem der Vater bereits von der US-Besatzungsmacht zu einer dreijährigen Haft verurteilt worden war, wurde der Sohn in der Bundesrepublik erst 1967 zu einer Steuerstrafe von zwei Millionen D-Mark und 1969 wegen landesverräterischer Beziehungen zur Stasi, die ihn als IM Fotograf führte, zu 33 Monaten Gefängnis verurteilt.

Porst, der zeitgleich sowohl – zur Tarnung – der FDP als auch – heimlich  – der SED angehört hat, kam vorzeitig 1970 aus der Haft – mit einem Plan für ein Modell-Projekt, das „Porst-Modell“. 1972 wandelte er seinen Konzern in ein „Mitarbeiter-Unternehmen“ mit „totaler Mitbestimmung“ der Mitarbeiter um. Vorgesetzte wurden gewählt, unternehmerische Entscheidungen per Mehrheitsbeschluss gefällt. Auf einer Betriebsversammlung verabschiedete sich Porst pathetisch als „Arbeitgeber“ und empfahl sich seinen bisherigen Angestellten als „Mitarbeiter“. Mit Erfolg. Vorerst führte er weiter die Geschäfte. 1978/79 aber zog er sich komplett aus der Unternehmensleitung zurück. 2002 meldete das einst „größte Photohaus der Welt“ Insolvenz an. 

Angeblich ohne Gram über dieses Ende verbrachte Porst seinen Lebensabend im ehemaligen Wochenendhaus seines Vaters in Artelshofen. Dort starb er am 29. April 2010.