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24.04.20 / Hitlers und Goebbels Tod / Tobsucht und Verzagen – die letzten Tage im „Führerbunker“ / Während der Diktator im sogenannten Nero-Befehl die Zerstörung Deutschlands anordnete, entzog er sich der Verantwortung für sein Scheitern. Der Propagandaminister folgte ihm

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17 vom 24. April 2020

Hitlers und Goebbels Tod
Tobsucht und Verzagen – die letzten Tage im „Führerbunker“
Während der Diktator im sogenannten Nero-Befehl die Zerstörung Deutschlands anordnete, entzog er sich der Verantwortung für sein Scheitern. Der Propagandaminister folgte ihm
Klaus J. Groth

Das Leben Adolf Hitlers endete am 30. April 1945, kurz vor 15.30 Uhr. Ob er seinem Leben mit einem Pistolenschuss oder durch Gift ein Ende setzte, darüber gehen die Theorien auseinander, obwohl der Tod des Mannes, in dessen Namen Millionen ihr Leben verloren, immer wieder untersucht wurde. Einen Tag später, am 1. Mai 1945, löschte Joseph Goebbels seine Familie aus, bevor er sich tötete. Auch in diesem Fall ist unklar, ob er mit einem Pistolenschuss das Ende absicherte.

Als die Winteroffensive der Roten Armee im Januar 1945 anrollte, zog sich Hitler zurück in die Reichskanzlei inmitten einer Trümmerlandschaft. Wegen der fortgesetzten Bombenangriffe hielt er sich meist im Bunker acht Meter unter der Erde auf. Sein Wohnraum im Bunker war spartanisch möbliert mit kleinem Schreibtisch, Sofa, Tisch und drei Sesseln. Ein Bildnis Friedrich des Großen war einziger Schmuck. Wer mit Hitler in diesen Tagen zusammenkam, beschrieb ihn als äußerlich vernachlässigt, mit von Essensresten beschmutzter Jacke, Kuchenkrümeln an den Lippen. Auf Kuchen hatte er ständig Heißhunger. 

In diesen Tagen voller Wutanfälle gab Hitler den sogenannten Nero-Befehl. Es seien „alle militärischen Verkehrs-, Nachrichten-, Industrie- und Versorgungsanlagen sowie Sachwerte innerhalb des Reichsgebiets … zu zerstören“. Einen Tag zuvor hatte er zu Albert Speer gesagt, „es sei nicht notwendig, auf die Grundlagen, die das Volk zu seinem primitivsten Weiterleben braucht, Rücksicht zu nehmen. … Denn das Volk habe sich als das schwächere erwiesen … Was nach dem Kampf übrigbleibe, seien ohnehin nur die Minderwertigen; denn die Guten seien gefallen.“

Hoffnungslosigkeit und irrationales Wunschdenken lösten sich in diesen Tagen bei Hitler ab. Er befragte die Planeten und hoffte auf ein Wunder. Als Franklin D. Roosevelt am 12. April 1945 starb, glaubte er für kurze Zeit an die Erfüllung des Wunders. 

Am 20. April feierte Hitler seinen 56. Geburtstag. Er hatte geplant, an diesem Tag Berlin zu verlassen und den Endkampf von der Alpenfestung Obersalzberg aus zu lenken. Goebbels aber hatte ihn überzeugt, dass sein Platz in Berlin sei. Die Rote Armee rückte an die Stadtgrenze Berlins heran. Hitler befahl, mit einem Großangriff den Feind zurückzuwerfen. Dieser Gegenangriff fand nicht statt, es fehlte an allem dazu. Als Hitler das erkannte, tobte er: Seit Jahren sei er von Verrätern und Versagern umgeben, das Ende sei jetzt da, ihm bleibe nur noch der Tod.

Pistolenschuss oder Gift?

Der „Verrat“ setzte sich fort, als Hermann Göring am 23. April telegrafisch anfragte, ob Hitlers Nachfolge im Falle von dessen Tod, wie 1941 beschlossen, an ihn, den Reichsmarschall, übergehe. Aufgehetzt durch Martin Bormann, erkannte Hitler in der Anfrage einen Staatsstreich. Er entzog dem „Morphinisten“ Göring sämtliche Ämter. Noch schwerer traf ihn der „Verrat“ Heinrich Himmlers. Am 29. April meldete die Agentur Reuter, der Reichsführer SS habe Kontakt zu Folke Bernadotte, Vizepräsident des Schwedischen Roten Kreuzes, aufgenommen, um über eine Kapitulation im Westen zu verhandeln. Eva Braun klagte: „Armer, armer Adolf, alle haben dich verlassen, alle haben dich verraten.“ Es war der Tag, an dem Adolf Hitler Eva Braun im Konferenzzimmer des Bunkers heiratete. Sie war, wie Hitler einmal gesagt hatte, ihm als Einzige außer seiner Schäferhündin Blondi bis zum Ende treu geblieben.

Hitler diktierte zwei Testamente, ein politisches und ein privates. In dem politischen enthob er Göhring und Himmler abermals aller Ämter und verbannte sie aus der Partei. Zu seinem Nachfolger als Reichspräsident und Obersten Befehlshaber ernannte er Admiral Karl Dönitz. Zum Reichskanzler bestimmte er Joseph Goebbels, zum Parteiminister Martin Bormann. In dem persönlichen Testament heißt es: „Ich selbst und meine Gattin wählen, um der Schande … zu entgehen, den Tod.“ Es sei sein Wille, sofort verbrannt zu werden. 

Um die Wirksamkeit des ausgehändigten Giftes zu testen, ließ Hitler Schäferhündin Blondi eine Ampulle verabreichen. Das Gift wirkte. Hitler verlangte, 200 Liter Benzin zu beschaffen. Er aß zu Mittag, als Rotarmisten auf der Kuppel des Reichstages die Rote Fahne anbrachten. Hitler und seine Frau verabschiedeten sich mit Handschlag von den engsten Mitarbeitern und verließen den Raum. Kurz darauf fiel ein Schuss. Der Führer der SS-Wachmannschaft fand Hitler mit blutverschmiertem Gesicht. Neben ihm saß seine Frau mit einem nicht benutzten Revolver, sie hatte sich vergiftet. Die Toten wurden in den Hof gebracht, mit Benzin übergossen und verbrannt. 

Wer tötete Goebbels’ Kinder?

Einen Tag später starben Goebbels und dessen Ehefrau Magda samt sechs Kindern im Alter zwischen drei und 14 Jahren. Das Paar wollte seinen Kindern nicht zumuten, „in einer Welt ohne Hitler“ leben zu müssen. Goebbels hatte sich geweigert, Berlin zu verlassen, weil er „den Führer in seiner schwersten Stunde“ nicht allein lassen könne. Am 22. April war er mit Familie in den Bunker der Reichskanzlei gezogen. Er war Trauzeuge der Hochzeit Hitlers und Zeuge von dessen Tod. Am Tag darauf bot er den Sowjets einen Waffenstillstand an, aber Josef Stalin verlangte die bedingungslose Kapitulation. Goebbels gab seiner Frau das Zyankali, um die Kinder zu töten. Ob Magda Goebbels selbst den Kindern das Gift verabreichte, ist nicht eindeutig belegt. Nach deren Tod zerbiss das Ehepaar ebenfalls Giftkapseln. Auch bei Joseph Goebbels ist nicht zweifelsfrei nachgewiesen, ob er sich zudem erschoss. Soldaten der Roten Armee fanden die Leichen, nicht vollständig verbrannt, am Eingang des Bunkers. 

Die endgültige Einäscherung wurde erst am 5. April 1970 vorgenommen. Zusammen mit den Überresten Adolf und Eva Hitlers, die bis dahin neunmal exhumiert und umgelagert worden waren. Der verrottete Inhalt von vier Munitionskisten kam bei Magdeburg auf einen Scheiterhaufen, das Ehepaar Hitler, das Ehepaar Goebbels und dessen Kinder. Was nach einer Stunde im Feuer geblieben war, wurde mit Kohlenstaub vermischt und von einem Übergang mit dem Namen „Schweinebrücke“ in das Bächlein Ehle, einen Nebenfluss der Elbe, gestreut.





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