24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
24.04.20 / Triest / Tito lässt die italienische Stadt besetzen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17 vom 24. April 2020

Triest
Tito lässt die italienische Stadt besetzen
Wolfgang Kaufmann

Italien hatte im Zweiten Weltkrieg durch einen Seitenwechsel versucht, das Schlimmste zu verhindern. Es wurde jedoch trotzdem eher zu den Kriegsverlierern als zu den Kriegssiegern gezählt. Das weckte Begehrlichkeiten bei Josip Broz Tito und seinen kommunistischen, jugoslawischen Partisanen. Diese bezogen sich vor allem auf die an der Adria liegende Hafenstadt Triest, die seit dem Ende des Ersten Weltkriegs mit Istrien und Ostfriaul zum Königreich Italien gehörte. 

Deshalb marschierten vor 75 Jahren, am 1. Mai 1945, Truppenteile von Titos Partisanenarmee, der sogenannten Volksbefreiungsarmee (NOV), in Triest ein. Ihnen folgten am darauffolgenden Tag neuseeländische und britische Einheiten. Weil Titos Partisanenarmee wegen des wenig moskaufreundlichen Kurses der jugoslawischen Kommunisten kaum Unterstützung aus der Sowjetunion erhielt, musste sie sich bereits am 12. Juni 1945 wieder zurückziehen. Damit war der begonnene Triest-Konflikt jedoch nicht zu Ende. Er entwickelte sich vielmehr zu einem der zahlreichen Streitpunkte im eskalierenden Kalten Krieg.

Die Vereinten Nationen nahmen sich der künftigen territorialen Zugehörigkeit des umstrittenen Gebietes an. Daraus resultierte am 10. Januar 1947 die Resolution Nr. 16 des UN-Sicherheitsrates bezüglich der Gründung eines Freien Territoriums Triest (FTT). Die völkerrechtliche Grundlage hierfür bildete der Friedensvertrag vom 10. Februar 1947 zwischen den alliierten Siegermächten und der jungen Italienischen Republik. Der sah unter anderem die Umwandlung des Raumes Triest in ein neutrales, multiethnisches und demilitarisiertes Gebiet vor – ähnlich der Freien Stadt Danzig nach dem Ersten Weltkrieg. Damit war der Konflikt um Triest allerdings nicht beigelegt. Sowohl Italien als auch Jugoslawien meldeten unablässig Ansprüche auf den Pufferstaat an.

Das Triester Experiment endete mit einem 1954 in London von Italien, Jugoslawien, Großbritannien und den USA unterzeichneten Memorandum, durch das die nördliche, von britischen und US-amerikanischen Truppen besetzte  Zone A einschließlich Triest Italien und die südliche, von jugoslawischen Truppen besetzte Zone B Jugoslawien zur Verwaltung übergeben wurde. Dem Memorandum folgte 1975 die Unterzeichnung eines entsprechenden völkerrechtlichen Vertragswerks zwischen Jugoslawien und Italien, des Vertrags von Osimo, der 1977 in Kraft trat.