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30.04.20 / Corona / Missmanagement in Spanien / Warum das Königreich so viele Infizierte und Tote zu beklagen hat wie kein anderer Staat in Europa

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18 vom 30. April 2020

Corona
Missmanagement in Spanien
Warum das Königreich so viele Infizierte und Tote zu beklagen hat wie kein anderer Staat in Europa
Wolfgang Kaufmann

Hinsichtlich der Zahl der Infizierten und Toten aufgrund von Infektionen mit dem Coronavirus liegt Spanien direkt nach den USA an zweiter Stelle. Bis zum vorletzten Donnerstag meldete Madrid 213.024 Covid-19-Erkrankungen und 22.157 Todesfälle. Dahingegen ist die Situation im benachbarten Portugal, dessen Einwohnerzahl bei einem knappen Viertel der spanischen liegt, deutlich besser. 

Dort zählten die Behörden 22.353 Infizierte und 820 Gestorbene – dabei ist immerhin jeder fünfte Portugiese älter als 65 Jahre. Dieser Unterschied resultiert ganz wesentlich aus dem fehlerhaften Krisenmanagement der spanischen Minderheitsregierung des Ministerpräsidenten Pedro Sánchez von der sozialdemokratischen Partido Socialista Obrero Español (PSOE) und dessen Stellvertreters Pablo Iglesias Turrión vom linken Wahlbündnis Unidos Podemos.

Obwohl die Pandemie das Land bereits am 31. Januar erreichte und zwei Wochen später der erste mit Corona infizierte Spanier in Valencia starb, warb die Regierung in Madrid noch am 7. März in einer landesweit übertragenen Pressekonferenz für die Teilnahme an insgesamt 75 feministischen Aufmärschen, die anlässlich des Internationalen Frauentages in verschiedenen Städten Spaniens stattfinden sollten. Daraufhin gingen 24 Stunden später tatsächlich Hunderttausende Menschen gegen die angebliche Dominanz der Männer in der westlichen Gesellschaft auf die Straße. 

Kurz darauf schoss die Zahl der Corona-Infektionen dramatisch in die Höhe. Positiv getestet wurden dabei auch die Ehefrauen von Sánchez und Iglesias Turrión, die bei den Demonstrationen zugegen gewesen waren. 

Für viele Kritiker der Regierung steht fest, dass sich das Virus nur deshalb so stark in Spanien habe ausbreiten können, weil die Staatsführung gewillt gewesen sei, ihre politisch-ideologische Agenda über das Gemeinwohl zu stellen. Daher klagen jetzt 5000 Spanier gegen den Ministerpräsidenten und weitere Verantwortliche wegen vorsätzlicher Gefährdung der öffentlichen Sicherheit.

Sterbedaten sind frisiert

Unmittelbar nach den Aufmärschen verfügte die Präsidentin der Regionalregierung von Madrid, Isabel Díaz Ayuso, die Schließung aller Schulen in der Hauptstadt. Dem folgte am 13. März der bis heute geltende landesweite „Alarmzustand“ – mit den strengsten Beschränkungen des öffentlichen Lebens in ganz Europa. Diese werden Spanien beispiellose wirtschaftliche Verluste bescheren.

Währenddessen wächst die Wut der Menschen über das Versagen des Duos Sánchez-Iglesias Turrión von Tag zu Tag. So verklagten jetzt auch die Madrider Krankenhausärzte-Gewerkschaft und der gesamtspanische Gewerkschaftsbund der Ärzte die Staatsregierung, weil sie es versäumt habe, genügend Masken und Schutzbrillen zu beschaffen. Sogar innerhalb der PSOE selbst wird die späte Reaktion des Kabinetts inzwischen moniert. Vor diesem Hintergrund sackten die Zustimmungswerte innerhalb der Bevölkerung für die Regierung Sánchez mittlerweile auf dürftige 33 Prozent ab. 

Darüber hinaus glauben zwei Drittel aller Spanier, dass das wahre Ausmaß der Corona-Welle im Lande von der Obrigkeit verschleiert werde. Und tatsächlich scheinen die offiziellen Zahlen frisiert zu sein. Als Katalonien kürzlich mehr als 7000 Todesfälle meldete, schlugen diese in der zentralen nationalen Statistik lediglich mit 3855 zu Buche. In gleicher Weise „korrigierten“ die Behörden die Sterbezahlen von Madrid von über 10.000 auf 6877.

Naheliegenderweise griffen einige Oppositionspolitiker diese Diskrepanzen auf und fragten nach deren Ursachen. Kurz darauf wies das Innenministerium die Sicherheitsbehörden an, öffentliche Kritik am Vorgehen der Regierung in der Corona-Krise zu unterbinden. Das bestätigte der Chef des Generalstabes der Guardia Civil, General José Manuel Santiago, gegenüber der Presse. Daraufhin wiegelte Innenminister Fernando Grande-Marlaska ab und sprach von einem „Missverständnis“. Inwieweit er damit die Wahrheit sagte, wird sich bald erweisen.