24.04.2024

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30.04.20 / Corona / Grausame Marktbereinigung befürchtet / Start-ups und kleineren Unternehmen droht die finanzielle Austrocknung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18 vom 30. April 2020

Corona
Grausame Marktbereinigung befürchtet
Start-ups und kleineren Unternehmen droht die finanzielle Austrocknung
Peter Entinger

Das große Problem der Start-ups ist, dass sie viel Geld – häufig Erspartes oder Geld von den Eltern – in Technik, Ausstattung, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit investiert haben, aber in den ersten Jahren in aller Regel nicht gewinnbringend arbeiten. In den vergangenen Jahren durften junge Firmengründer jedoch auf finanzielle Unterstützung von außen hoffen. 

Wer eine pfiffige Geschäftsidee hatte, fand in aller Regel leicht potente Investoren. So sammelten deutsche Jungunternehmer im vergangenen Jahr mehr als sechs Milliarden Euro an Startkapital ein. Doch in Zeiten der Lockdown-Krise ist alles anders geworden. 

„2019 dürfte vorerst das letzte Rekordjahr für das europäische Start-up-Ökosystem gewesen sein“, glaubt Hubert Barth, Vorsitzender der Geschäftsführung der Unternehmensberatung Ernst & Young: „Die Coronavirus-Pandemie wird nicht nur zu deutlich sinkenden Investitionen führen. Es sind zudem bei vielen Unternehmen massive Umsatzausfälle zu erwarten. Damit ist diese Krise eine existenzielle Herausforderung für das europäische Start-up-Ökosystem.“

Die Mehrzahl der Start-ups sei nur für einige Monate durchfinanziert. Eine Krise solchen Ausmaßes sei nicht absehbar gewesen. Die aktuellen Finanzierungshilfen der Bundesregierung würden allenfalls einige Wochen Luft verschaffen

Carsten Maschmeyer, ehemaliger Gründer des Finanzdienstleisters AWD und Investor in mehrere Start-ups, glaubt, „dass die Hälfte aller Startups verschwinden, dass ein Viertel der Kleinunternehmen am Markt verschwinden und die Großkonzerne gewinnen werden“. 

„Es werden viele Gründer von grausamen Existenzkämpfen berichten, was andere abschreckt“, sagte Maschmeyer dem Nachrichtensender NTV: „Das wird sich nachteilig auf die Bereitschaft auswirken, ein Unternehmen zu gründen.“ Besonders unattraktiv seien Geschäftsideen, die mit der Hotel- und Reisebranche zusammenhängen. 

Die Europäische Kommission hatte recht frühzeitig versucht gegenzusteuern und schon im März ein Projekt ins Leben gerufen, mit dem Start-ups sowie kleine und mittelständische Unternehmen ihre Ideen zur Bekämpfung der Krise der EU vorstellen. Insgesamt hat die Kommission dafür 164 Millionen Euro ausgesetzt. „Die Technologien sollen bei der Behandlung, Prüfung oder Überwachung des Coronavirus-Ausbruchs helfen, teilte die Kommission mit. 

Ernst & Young-Chef Barth begrüßt die Hilfen und fordert weitere Anstrengungen, um zu verhindern, dass Jungunternehmer ins Nichts stürzen. „Der Finanzierungsmarkt darf nicht vollständig austrocknen – das würde den Technologiestandort Deutschland um Jahre zurückwerfen.“ Die Corona-Krise zeige, wie wichtig eine noch stärkere Digitalisierung der Wirtschaft sei.