08.05.2024

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30.04.20 / Nachruf / Kohls Rekordminister

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18 vom 30. April 2020

Nachruf
Kohls Rekordminister
Erik Lommatzsch

Kein Minister hat unter Helmut Kohl so lange durchgehalten wie Norbert Blüm. Der Bundeskanzler übertrug ihm nach seiner Wahl im Oktober 1982 das Ressort für Arbeit und Sozialordnung. Erst mit Kohls Wahlniederlage, 16 Jahre später, musste auch Blüm aus seinem Amt ausscheiden.

1935 in Rüsselsheim geboren, hatte er zunächst eine Ausbildung als Werkzeugmacher absolviert und mehrere Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Dem Abitur am Abendgymnasium folgte ein geisteswissenschaftliches Studium. Der CDU war Blüm 1950 beigetreten. Nicht zu Unrecht wurde der Katholik oft als „Herz-Jesu-Marxist“ apostrophiert, die christliche Soziallehre war ihm stets Orientierung. 

Im Gedächtnis geblieben ist er vor allem mit dem in Varianten mehrfach geäußerten Satz: „Die Rente ist sicher“, der später immer wieder von Spöttern zitiert wurde, weil aufgrund des demografischen Wandels die Sicherheit der Altersvorsorge eben nicht mehr gegeben war. Wegmarken der Amtszeit Blüms waren auch die Ausweitung des Rentensystems auf das Gebiet der ehemaligen DDR nach 1990 und die Einführung der Pflegeversicherung 1995, die er gegen erhebliche Widerstände erkämpfte. Er setzte dabei das Umlageverfahren gegen eine kapitalgedeckte Finanzierung durch, welche Wirtschaftsexperten empfohlen hatten.

Als der im Grunde loyale Blüm 1989 kurzzeitig auf der Seite der CDU-internen Kohl-Gegner stand, war das Verhältnis zum Kanzler beschädigt. Dennoch hielt dieser an seinem Minister fest. Blüms Volkstümlichkeit war ein Wahlkampffaktor. Im Alter entfremdete er sich von seiner Partei, der er vorwarf, das Soziale zu vernachlässigen. Am 23. April ist Norbert Blüm in Bonn gestorben.