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30.04.20 / Wolfgang Lüth / Opfer eines tödlichen Irrtums

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18 vom 30. April 2020

Wolfgang Lüth
Opfer eines tödlichen Irrtums
Manuel Ruoff

„Die deutsche U-Boot-Waffe hat eine Vielzahl guter und eine Handvoll hervorragender Kommandanten gehabt. Aber nur einen Wolfgang Lüth.“ Dieses Lob stammte von Großadmiral Karl Dönitz. In den Augen des Oberbefehlshabers der Kriegsmarine war der am 15. Oktober 1913 in Riga geborene Sohn eines Trikotagenfabrikanten „der geborene Führer der U-Boote“. Und so versuchte er den 22 Jahre Jüngeren zu seinem Nachfolger als Befehlshaber der U-Boote aufzubauen, ein Amt, das er 1943 mit der Übernahme des Oberbefehls über die Kriegsmarine ja nicht aufgegeben hatte. 

In jenem Jahr nahm Dönitz Lüth buchstäblich aus der Schusslinie. Denn 1943 endete mit der 16. auch die letzte Feindfahrt des Wolfgang Lüth. Der Träger der Brillanten zum Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern hatte bis dahin 46 Handelsschiffe mit zusammen 245.000 Bruttoregistertonnen versenkt. 

Nach einer Phase der Regeneration mit Heimaturlaub und Vortragsreise wurde er im darauffolgenden Jahr erst Chef einer U-Flottille, dann Abteilungsleiter auf der Marineschule Flensburg-Mürwik und schließlich Kommandeur dieser legendären Eliteschmiede der deutschen Seestreitkräfte. Bei Übernahme des Kommandos war Lüth noch nicht einmal 31 Jahre alt und als Kapitän zur See der erste ohne Admiralsstreifen, dem diese Ehre zuteilwurde.

Die Sicherheitslage in Mürwik verschärfte sich, als Dönitz mit der Reichsregierung am 3. Mai 1945 den Amtssitz von Plön hierher verlegte und von den Briten, die am 5. Mai 1945 Flensburg besetzten, die Information kam, dass Fremdarbeiter aus dem Flensburger Raum die Schule überfallen wollten. Lüth reagierte hierauf als der für die Sicherheit verantwortliche Kommandeur mit verschärften Sicherheitsvorkehrungen, denen er schließlich selbst zum Opfer fallen sollte. 

Knapp sechs Tage nach der Kapitulation, in der stürmischen Nacht vom 13. auf den 14. Mai 1945, überhörte Lüth die Aufforderung eines Wachsoldaten, stehenzubleiben. Als er auch auf zweifache Wiederholung nicht reagierte, schoss der Soldat auf ihn: Kopfschuss. Sechs Kriegsjahre mit 16 Feindfahrten hatte der Hoffnungsträger der deutschen U-Boot-Waffe überlebt, um keine Woche nach dem Schweigen der Waffen an allen Fronten durch die Kugel eines Kameraden zu sterben, der nichts tat, als seinen Befehl auszuführen.