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30.04.20 / Maritim / Schiffe und eine Kanalfähre mit Namen Stettin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18 vom 30. April 2020

Maritim
Schiffe und eine Kanalfähre mit Namen Stettin

Vor zwei Jahren beging die frühere deutsche pommersche Landeshauptstadt Stettin die 775. Wiederkehr der Stadtrechtsverleihung nach Magdeburger Recht. Daran erinnerte der Heimatkreis Stettin in Lübeck zum traditionellen Tag der Stettiner 2018 im August mit einem Vortrag.

Stettin, an der Oder gelegen, war eine durch Schifffahrt und Schiffbau im Osten weithin bekannte Stadt des damaligen Reiches. Seit der starken Entwicklung dieser Handels- und Industriezweige bis in das letzte Jahrhundert erinnern viele Namensgebungen von Schiffen auch an die pommersche Hafenstadt.

Nach einer Dokumentation des bekannten Heimatforschers Kurt Pittelkow gab es 27 Schiffe, die den Namen „Stettin“ getragen haben: Seitenraddampfer und Schonerbriggs im 19. Jahrhundert, Frachtschiffe und Kreuzer, Logger und Eisbrecher sowie verschiedene Passagierschiffe. Zwei von denen trugen jedoch die abweichende Bezeichnung „Stettiner Greif“ (1939) und „Molly von Stettin“.

Die 27 schwimmenden Objekte wurden aber nicht alle in dieser Stadt gebaut; auch waren einige hier nicht als Heimathafen ausgewiesen; wie der 1885 beim Stettiner Vulcan für den Norddeutschen Lloyd in Bremen gebaute Reichspostdampfer mit diesem Städtenamen.

Als erstes Schiff mit dem Namen „Stettin“ wird eine im Jahre 1837 auf der Nüske-Werft im Ort im Auftrag von Kapitän Wiedner & Sohn gebaute Schonerbrigg von 113 Lasten Tragfähigkeit nachgewiesen. Auf der Glasgower Werft von Barclay & Co. entstand 1864 ein Dreimastenschiff mit 876 BRT, anfangs mit einer Segelschifftakelage versehen, das bis nach 1900 die Linie Leith – Hull – Stettin befuhr.

Einige Passagier- und Spezialschiffe wechselten durch neue Eigner ihre Namen; andere wurden in den zwei Weltkriegen für militärische Zwecke eingesetzt und sind wie viele andere während der Kampfhandlungen zu Wasser und aus der Luft verloren gegangen.

Als eine der letzten Neubauten in deutschem Auftrag gilt der 1933 auf den Stettiner Oderwerken erbaute Dampfeisbrecher „Stettin“ mit einer Maschinenleistung von 2200 PS, der neben dem noch existierenden „Wal“ als letzter deutscher mit Kohle betriebener Dampfeisbrecher seit 1981 von einem Förderverein in Hamburg mit dortigem Liegeplatz als schwimmendes technisches Denkmal erhalten wird. Ein Unfall in Höhe der Rostocker Warnowwerft vor etwa zwei Jahren konnte nur kurz seinen Tourenplan unterbrechen. Seither war er dort ein ständig gesehener Gast zwischen den Seglern aus vielen Nationen. Er war seit 1991 ständiger Teilnehmer zur Rostocker Hanse-Sail im August, wird aber wegen der kürzlichen Absage des diesjährigen Events vorläufig nicht in der Hansestadt festmachen. Voraussichtlich wird die „Stettin“ als Veteran im nächsten Jahr bei dem Dampfspektakel „Flensburg rundum“ auf der Förde wieder mit dabei sein.


Wolfgang Dahle, Rostock