25.04.2024

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30.04.20 / Schrebergärten / Ort der Stille und der Isolation / Sehnsucht nach frischer Luft lässt die Nachfrage nach einem Schnuppergarten sprunghaft ansteigen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18 vom 30. April 2020

Schrebergärten
Ort der Stille und der Isolation
Sehnsucht nach frischer Luft lässt die Nachfrage nach einem Schnuppergarten sprunghaft ansteigen
Norman Hanert

Die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen im Zuge der Corona-Krise haben bundesweit die Nachfrage nach Gärten steigen lassen. Bereits seit einigen Jahren war zu beobachten, dass quer durch alle Bevölkerungsschichten die Nachfrage nach Kleingärten wieder ansteigt. Doch derzeit werden Kleingartenvereine von der Nachfrage nach Gartenparzellen bundesweit regelrecht überrannt. Die Vorsitzende eines Vereins aus dem Stadtgebiet Frankfurt am Main berichtet beispielsweise von bis zu 15 Anfragen pro Tag. 

Auch aus Sachsen-Anhalt wird eine deutlich gestiegene Nachfrage gemeldet. Laut Olaf Weber, dem Geschäftsstellenleiter des Landesverbandes der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt e.V., ist seit der Corona-Krise insbesondere in den großen Städten wie Magdeburg die Nachfrage nach Kleingärten stark gewachsen: „Einige unserer Mitgliedsverbände sprechen von einer Verdoppelung der Nachfrage gegenüber dem letzten Jahr“, so der Verbandschef aus Mitteldeutschland.

Zum Beginn der Gartensaison sprach Stefan Grundei, der Geschäftsführer des Bundesverbands deutscher Gartenfreunde, aus, was derzeit offenbar viele Menschen empfinden: „Ein Garten ist im Moment der beste und sicherste Ort, an dem man sich aufhalten kann. Man kann innerhalb des eigenen Hausstandes bleiben und ist trotzdem draußen. Ein größeres Glück gibt es im Moment nicht.“ 

Allerdings bedeutet die Gartenidylle nicht nur Muße und Entspannung, sondern auch viel Arbeit. Viele Kleingartenvereine haben bis heute teilweise recht rigide Satzungen, über deren Einhaltung die Vorstände wachen. Die gestiegene Nachfrage erlaubt es den Vereinen zudem, bei der Auswahl neuer Pächter sehr strenge Auswahlkriterien anzulegen.

Als Alternative zu den Kleingärten sind in den letzten Jahren in vielen Großstädten sogenannte Saisongärten oder Mietbeete immer beliebter geworden. Interessierte pachten dabei in stadtnahen Gegenden parzellierte Ackerflächen oder auch nur einzelne Beete für lediglich einen Sommer. Die Anbieter der Saisongärten, oftmals Landwirte, bereiten die Flächen vor und bepflanzen sie. Ende April oder Anfang Mai übernehmen dann die Parzellenmieter die bereits bestellten Beete zur weiteren Pflege bis hin zur Ernte. Dieses Angebot nutzen nicht nur junge Familien oder Studenten, sondern auch ältere Menschen, die sich die Pflege eines kompletten Gartens ersparen wollen. 

Bei vielen Angeboten stellt der Verpächter nicht nur die notwendigen Gartengeräte bereit, sondern hilft auch mit Ratschlägen für den Gemüseanbau. Gerade für Großstädter, die bislang kaum Erfahrungen in der Gartenarbeit haben, stellen die Saisongärten einen guten Einstieg dar. Recht treffend bezeichnet Thomas Wagner vom Bundesverband Deutscher Gartenfreunde das Angebot der Saisongärten und Mietbeete als „Schnuppergärtnern“. Auch Anbieter von Saisongärten rechnen infolge der Covid-19-Pandemie mit einer steigenden Nachfrage von Gartenfreunden.