26.04.2024

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30.04.20 / Deutschland / Was Prominente denken und sagen / Der Journalist Christoph Amend befragte Sänger, Schauspieler und Politiker zu derzeit vieldiskutierten Problemen im Land

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18 vom 30. April 2020

Deutschland
Was Prominente denken und sagen
Der Journalist Christoph Amend befragte Sänger, Schauspieler und Politiker zu derzeit vieldiskutierten Problemen im Land
Dirk Klose

Ein probates Mittel, etwas über die Befindlichkeit eines Landes herauszufinden, sind Gespräche mit Zeitgenossen unterschiedlichster Couleur. So hat es auch Christoph Amend, verantwortlicher Redakteur des Hamburger „ZEITmagazins“, mit dem Buch „Wie geht‘s Dir Deutschland“ gemacht. 

Amend kennt aus seiner Arbeit zahlreiche Stars aus dem Film- und Showgeschäft. Ohne allzu festes Konzept, mehr dem Augenblick vertrauend, führte er Gespräche mit den Sängern und Entertainern Herbert Grönemeyer und Lena Meyer-Landrut, mit Schauspielern wie Lea van Acken und Christian Berkel, mit dem Industriedesgner Dieter Rams sowie mit seinen noch immer in der hessischen Kleinstadt lebenden Eltern, aber auch mit unbekannten Partnern und am Ende mit Gesundheitsminister Jens Spahn. 

Alle in Erzählform wiedergegebenen Gespräche kreisen um allgemein diskutierte Fragen wie Gerechtigkeit in Ost und West, soziale Medien, Immigranten, deutsche Vergangenheit. Der lockere Erzählstil überdeckt mitunter die Ernsthaftigkeit der Unterhaltung. Eine 95-jährige Frau, geboren in Riga, berichtet von ihrem schweren, doch auch erfüllten Leben. Einen geradezu aberwitzigen Lebenslauf erfährt der Leser mit einer Muslimin gewordenen Frau in Chemnitz. In seiner unnachahmlichen Art vergegenwärtigt Herbert Grönemeyer den „Ruhrpott“ und Lena Meyer-Landrut berichtet von dem zur Hysterie ausgearteten Rummel nach dem ESC-Wettbewerb. 

Spahn war gut vorbereitet

Gut vorbereitet war Gesundheitsminister Spahn. Manches, so sagt er, habe er in der Öffentlichkeit falsch oder missverständlich gesagt, aber zu seiner konservativen Grundhaltung stehe er. Das Bedürfnis nach Heimat sei gerade bei den Jungen „so groß wie selten“. Verblüfft erfährt der Leser: „Diese Generation ist so CDU wie noch nie, sie weiß es nur noch nicht.“

Wie es Deutschland gehe, fragt der Autor im Buchtitel. Das erfährt der neugierig gewordene Leser auch am Ende nicht so recht. Stattdessen ist dem Autor – vielleicht ungewollt – eher ein Hohelied auf Fleiß und Tatkraft der Eltern- und Großelterngeneration, besonders der Vertriebenen und Flüchtlinge aus Ostpreußen und Schlesien, gelungen. „Nicht aufgeben. Immer weiterkämpfen“, rät die 95-jährige Dame den Jüngeren. Selbstbewusst bleiben, sagt Grönemeyer: „Bleib immer in Bewegung. Man darf nie  zumachen.“ 

Christoph Amend: „Wie geht’s Dir, Deutschland? Was aus dem Land geworden ist, in dem ich aufgewachsen bin“, Rowohlt Verlag, Hamburg 2019, gebunden, 222 Seiten, 22 Euro