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30.04.20 / Für Sie Gelesen / Antwort auf linke Standards

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18 vom 30. April 2020

Für Sie Gelesen
Antwort auf linke Standards
Björn Schumacher

Das politisch korrekte Deutschland, also alles, was sich von der Merkel-„Mitte“ der Union bis hin zur Linkspartei tummelt, beschimpft den Popanz des „Populismus“. Rechtspopulismus, wohlgemerkt. Denn alles Linke gehört nach den Standards eines Juste Milieu mit exklusiver Deutungshoheit in den Olymp moralischer Grundüberzeugungen. 

Was diesen Populismus ausmacht, bleibt oft unklar. Eine angesehene Tageszeitung stellte zwei Merkmale heraus: ein negatives und - erstaunlicherweise - ein tendenziell positives. Negativ sei, dass sich Populisten als Sprachrohr der Allgemeinheit aufspielen würden. Positiv sei, dass sie ein waches Auge für „gelegentliche“ Versuche von Funktionseliten hätten, die Demokratie durch raffinierte (postdemokratische) Prozesse der Machtverschiebung schleichend auszuhöhlen. Dass die vehementesten Beschwörer der Demokratie, der Volksherrschaft, oft deren schlimmste Feinde sind, erkennt man an ihrer Chuzpe, das lateinische Wort für Volk (populus) negativ zu besetzen.

Aus anderem Holz geschnitzt sind die „Populismus“-Reflexionen des Germanisten und Historikers Günter Scholdt, der im Hauptteil seines aktuellen Buchs einen „Politologischen Steckbrief für Populisten“ liefert. Scholdt seziert schablonenhafte Vorwürfe, denen Konservative unentwegt ausgesetzt werden. Genannt seien Unterkomplexität des Denkens, der bereits skizzierte „Alleinvertretungsanspruch“ sowie das in wahren Empörungsritualen beklagte „völkische Denken“ und eine angebliche Neigung zu „Fake News“ und Verschwörungstheorien.

Scholdt gelingt der Nachweis, dass diese Kritikpunkte der Substanz entbehren. Werden Konservative also zu Opfern einer gewaltigen Schattenprojektion linker Meinungsfürsten? Vieles spricht dafür. Mit souveräner Argumentation und einer Fülle an Beispielen belegt Scholdt seine Thesen. Scholdt zitiert das wortklappernde Arsenal rot-grüner Einfältigkeiten: „Homo-, islamo-, afrophob“, „Bunt statt braun“, „Deutsche Täter können keine Opfer sein“, „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“, „Hell- und Dunkeldeutsche“ und viele mehr. 

Eine Hohepriesterin „elitärer Narrenschau“ (Scholdt) ist die frühere Theologiestudentin (ohne Abschluss) und Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt: „Willkommenskultur ist der beste Schutz vor Terroristen“; „Wir wollen, dass in den nächsten vier Jahren jede Biene, jeder Schmetterling und jeder Vogel weiß: Wir werden uns für sie einsetzen“.

Trotz der nicht restlos auszuräumenden begrifflichen Unschärfe lässt sich „Populismus“ als taugliche Kategorie verwenden. Dies tun etwa der renommierte Politikwissenschaftler Peter Graf von Kielmannsegg und AfD-Urgestein Alexander Gauland: „Populismus entsteht, wenn ein Establishment den Vertrag mit einem Volk mehr oder weniger aufkündigt.“ Scholdt folgert daraus, dass „Populismus … eine erwartbare, vielfach notwendige Antithese zu demokratischer Entartung“ umschließt. Sein Fazit verdient entschiedene Zustimmung.  

Günter Scholdt: „Populismus. De-magogisches Gespenst oder berechtigter Protest?“, Basilisken Presse, Marburg 2020, broschiert, 96 Seiten, 13,50 Euro