23.04.2024

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08.05.20 / Balkanroute / „Sie müssen abgeschoben werden“ / In Zeiten von Corona möchte Bosnien die dort gestrandeten Migranten loswerden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19 vom 08. Mai 2020

Balkanroute
„Sie müssen abgeschoben werden“
In Zeiten von Corona möchte Bosnien die dort gestrandeten Migranten loswerden
Bodo Bost

Viele Migranten auf der Suche nach Asyl in Deutschland sind auf ihrem Weg nach Mitteleuropa von der Schließung der Balkanroute überrascht worden. Viele der deshalb in Bosnien gestrandeten Pakistani, Iraner oder Araber, die eigentlich aus der Mittelschicht ihrer Herkunftsländer stammten und die Schlepper schon im Voraus bezahlt hatten, sind jetzt mittellos.  Viele dieser an die Zehntausend gehenden muslimischen Asylgestrandeten haben vor allem in der einstigen muslimischen Enklave um die Stadt Bihac im Norden von Bosnien eine Bleibe in provisorischen Notunterkünften ohne jegliche Hygiene gefunden.

Da in Zeiten von Corona die Unterbringung dieser unregistrierten Wartenden ein unabwägbares Risiko für die einheimische Bevölkerung geworden ist, bemühen sich inzwischen Bosniens Behörden erstmals um eine Registrierung dieser papierlosen Menschen. Der bosnische Sicherheitsminister Fahrudin Radon?i? hat nun angekündigt, dass Tausende unregistrierter Migranten abgeschoben werden sollen. Bisher hatte es Bosnien-Herzegowina kaum fertiggebracht, Rückführungen, etwa nach Pakistan, zu organisieren.

Dies solle sich nun ändern, versprach Radon?i?. Die Fremdenpolizei soll nun zunächst damit beginnen, die Migranten zu befragen, ob sie willens und bereit sind, sich in ihre Heimat zurückfliegen zu lassen, verfügte Radon?i?. Personen, die künftig eine Identitätsfeststellung verweigern, könnten im Gefängnis landen, kündigte der Minister an.

Minister droht mit Gefängnis

„Alle diese Migranten kommen aus Ländern, die reicher als Bosnien und Herzegowina sind, und sie müssen abgeschoben werden“, sagte Radon?i?. Die EU werde die Rückführungen bezahlen. Infolge der Pandemie werde die Arbeitslosigkeit auch in Bosnien stark ansteigen. Da könne sich sein Land nicht auch noch um Migranten auf der Dauerdurchreise kümmern. Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Gesundheitskrise seien auch für Bosnier schwer einzuschätzen. Es könne deshalb nicht sein, dass „Bosnien-Herzegowina ein Parkplatz für Europa ist“, so Radon?i?.

Da die meisten Migranten in den Aufnahmezentren nicht kooperieren wollten, sollen nun Gespräche mit den Botschaften jener Staaten aufgenommen werden, aus denen die meisten Migranten kommen: Pakistan, Algerien, Marokko und Afghanistan. Ausgenommen sind Syrer mit Dokumenten, die vor Krieg und Gewalt geflüchtet sind. Sie bekommen auch in Bosnien-Herzegowina Asyl.