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08.05.20 / Euroraum / Banknoten horten und mit Karte zahlen / Wie Europäische Zentralbank und Corona den Umgang der Bürger mit Geld beeinflussen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19 vom 08. Mai 2020

Euroraum
Banknoten horten und mit Karte zahlen
Wie Europäische Zentralbank und Corona den Umgang der Bürger mit Geld beeinflussen
Peter Entinger

So viele Deutsche wie noch nie zahlen „kontaktlos“. Und die Bundesbürger horten wieder deutlich mehr Bargeld in den eigenen vier Wänden. Die Bundesbank hatte zu Beginn der Corona-Krise mehr beziehungsweise höhere Abhebungen der Bürger beobachtet. Mittlerweile habe sich dies aber wieder normalisiert, so Deutschlands Zentralbank. 

Die Hortung von Bargeld in den eigenen vier Wänden ist übrigens kein rein deutsches Phänomen. Aus einer Analyse der Beratungsfirma Barkow Consulting im Auftrag der niederländischen Direktbank ING geht hervor, dass der Umlauf von Scheinen und Münzen im Euroraum im März um fast 100 Milliarden Euro oder acht Prozent stieg. Der Bargeldbestand stieg von 1,25 auf 1,35 Billionen Euro. Finanzexperten sehen seit der Euro-Krise von 2013 einen dahingehenden Trend. Verantwortlich dafür ist die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank. 

Bereits die Bankenkrise im Jahr 2009 hatte ihre Spuren hinterlassen. „Es ist kein Wunder, dass die Deutschen scheinbar etwas verunsichert sind und einen Teil ihres Geldes lieber unter das Kopfkissen legen“, sagte Thomas Dwornitzak, Leiter Sparen und Anlegen der ING-Deutschland.

Es sind dabei nicht nur ältere Menschen, die Geld zu Hause aufbewahren. Auch jüngere Bürger tun dies verstärkt. Klaus Kraemer, Professor für Wirtschaftssoziologie an der Universität in Graz, glaubt, dass einige Menschen das Gefühl hätten, einen besseren Überblick über ihre Finanzen zu haben, wenn die Euros als Bargeld zu Hause lägen. Zudem spiele Misstrauen gegenüber den Banken auch eine Rolle.

Sicherer Hafen statt Zahlungsmittel

Ebenso wie der Bargeldbestand hat auch der Zahlungsverkehr mit Smartphone oder Karte deutlich zugenommen. Nach einer Berechnung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes wurden im März rund 206 Millionen Bezahlvorgänge ohne Bargeld durchgeführt Das sind 11,4 Prozent mehr als im Februar. „Bargeldloses Bezahlen ist aktuell eine wichtige Maßnahme, um das Risiko für Kunden und Mitarbeiter in den Märkten zu reduzieren“, teilte die Lebensmittelkette Edeka mit und berichtet von einer positiven Resonanz. 

Einen Widerspruch zum Trend vieler Menschen, verstärkt Bargeld zu Hause zu horten, sehen Experten darin nicht. „Interessant ist, dass Bargeld zwar die Rolle eines sicheren Hafens aus Sicht der Kunden behält, aber gleichzeitig zunehmend die Rolle als Zahlungsmittel verliert. In den letzten Jahren haben wir schon eine konstante Entwicklung in Richtung bargeldlosen Zahlungen gesehen. Die Auswirkungen von Covid-19 haben zu einem sprunghaften Anstieg bargeldloser Zahlungen geführt“, heißt es von Seiten der ING-Bank.