26.04.2024

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08.05.20 / Gustav H. Lübbe / Nicht nur ein König der Groschenhefte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19 vom 08. Mai 2020

Gustav H. Lübbe
Nicht nur ein König der Groschenhefte
Manuel Ruoff

Wenn man bedenkt, dass Gustav Lübbes Vater Landwirt war, verlief das Berufsleben des Verlegers erstaunlich stringent. Es begann nach der Schule mit einer Schriftsetzerlehre. Während des Zweiten Weltkrieges, an dem der 1918 in Engler, Landkreis Osnabrück, geborene Preuße von 1919 bis 1945 teilnahm, machte er Abitur. Anschließend arbeitete er als Journalist. Daneben veröffentlichte er die zwei Romane „Das ungute Geld“ und „Die zweite Geburt“.

Für einen Mann der Presse, der Romane schrieb und geschäftstüchtig war, lag es nicht wirklich fern, dass er nebenbei Romanhefte an Pressegrossisten und Bahnhofshändler verkaufte. Das tat er ab 1949 zusammen mit seiner Ehefrau Ursula geborene Sprenger. Im darauffolgenden Jahr beteiligte er sich an dem von Ilse Tormin 1949 gegründeten Kölner Bastei-Verlag, den er 1953 vor dem Konkurs rettete und als Verleger übernahm. Den damals noch kleinen Verlag baute Lübbe zum Groschenheft-Imperium aus. Besonders erfolgreich war er mit Romanheftserien. Bereits ein Jahr nach der Verlagsübernahme betrat „Jerry Cotton“ die Bühne. Kein Kriminalromanserienheld ist im deutschsprachigen Raum erfolgreicher als New Yorks legendärer FBI-Agent, der es, dargestellt von George Nader, auch in die Kinos schaffte.

Ganz Journalist, war Lübbe auch auf dem Gebiet der Regenbogenpresse erfolgreich. Die seit 1971 wöchentlich erscheinende Frauenzeitschrift „Das Goldene Blatt“ sei hier als ein Beispiel genannt. 

Doch der Abiturient, der es im Krieg immerhin bis zum Hauptmann gebracht hatte, wollte mehr. Der Mann mit der erklärten Überzeugung, dass viele über den „einfachen Lesestoff zu gehobener Unterhaltung und oft sogar zu anspruchsvoller Lektüre gelangen“, wollte auch letztere anbieten. 1963 gründete er den Gustav Lübbe Verlag, der das Angebotssortiment um Bücher und niveauvolleren Lesestoff erweiterte. Hier konnte der leidenschaftliche Hobbyhistoriker und Kunstliebhaber mit entsprechenden vornehmlich kulturell und geschichtlich orientierten Sachbüchern seinem Hobby frönen. Aber auch anspruchsvolle Unterhaltungsliteratur wurde ins Verlagsprogramm aufgenommen. 

Das Herz des Verlegers war weniger leistungsfähig als sein Verstand. Im gar nicht einmal so hohen Lebensalter von 77 Jahren verstarb Gustav H. Lübbe vor einem Vierteljahrhundert, am 18. Mai 1995, an Herzversagen.