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08.05.20 / SHB / Zwischen Jusos und Marxisten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19 vom 08. Mai 2020

SHB
Zwischen Jusos und Marxisten
Manuel Ruoff

Wer vor der friedlichen Revolution in der Bundesrepublik studierte, begegnete ihm meist, dem Sozialistischen Hochschulbund (SHB). Nicht selten koalierte der SHB als Juniorpartner mit dem Marxistischen Studentenbund (MSB). Doch was war seine parteipolitische Heimat? Das Logo mit dem Buch, dem Zahnrad und dem Handschlag erinnerte sehr an Symbole von Staaten und Parteien des real existierenden Sozialismus, doch die DKP hatte ja bereits mit dem MSB eine Studentenorganisation. Und in der Tat hatte der SHB im Gegensatz zum MSB, den Juso-Hochschulgruppen und dem Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) keine Mutterpartei.

Letzteres gilt zumindest für die beiden letzten Jahrzehnte seiner Existenz. In deren erstem Jahrzehnt war das noch anders gewesen, aber da stand die Organisation noch weiter rechts und „SHB“ für „Sozialdemokratischer Hochschulbund“. Als solcher wurde der SHB vor 60 Jahren, am 9. Mai 1960, von Abtrünnigen des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) gegründet. Ab 1946 hatte der SDS als Hochschulverband der SPD fungiert, aber der SDS wurde den Sozialdemokraten zu links. Sie förderten deshalb die Abspaltung des SHB und machten ihn zu ihrem neuen Hochschulverband. Der SDS überlebte die Loslösung von der SPD bis zu seiner Selbstauflösung 1970.

Kurioserweise erlitt dann der SHB dasselbe Schicksal wie vorher der SDS. Sein Marsch nach links mit einer Annäherung an SDS und MSB hatte zu einer Entfremdung von der SPD geführt. Letztere löste sich 1971 vom SHB und stellte dessen finanzielle Unterstützung ein. Ein Jahr später folgte der Beschluss des SPD-Parteivorstandes, dem SHB das Prädikat beziehungsweise Attribut „sozialdemokratisch“ abzuerkennen. So wurde aus dem „Sozialdemokratischen“ der „Sozialistische Hochschulbund“. Die damalige Rolle des SHB bei der Loslösung der SPD von der SDS übernahmen nun die Juso-Hochschulgruppen. 

Allerdings war der Bruch nicht ganz so hart wie weiland beim SDS. So hatte die SPD 1972 die Unvereinbarkeit von SPD- und SDS-Mitgliedschaft beschlossen. Einen derartigen Unvereinbarkeitsbeschluss gab es hinsichtlich des SHB nicht. Umgekehrt unterschied sich der SHB vom MSB trotz aller sonstigen Annäherung wenigstens noch darin, dass er die SPD als reformierbar erachtete.

Nach der friedlichen Revolution erlitt der SHB das Schicksal so vieler Organisationen, die bis dahin von jenseits des Vorhangs unterstützt worden waren und denen die Durststrecke bis zum Beginn des Kampfes gegen rechts in der rot-grünen Regierungsära Gerhard Schröders zu weit war. Nachdem die Juso-Hochschulgruppen die angestrebte Fusion abgelehnt hatten, löste sich der SHB-Bundesverband 1992 auf.