Aufrechter Theologe Helmut Matthies war von 1978 bis 2017 Chefredakteur der evangelischen Nachrichtenagentur „idea“. Bereits im Ruhestand, ist er auch heute noch deren Vorsitzender. In seinem Buch „Gott kann auch anders“ schildert der Journalist und Theologe seine Erfahrungen sowohl mit dem Glauben an Gott als auch mit seinen jeweiligen Wegbegleitern, von seinem atheistischen Elternhaus ebenso wie von der Frau des Pfarrers, die ihm den Glauben nähergebracht hat, bis hin zu Auseinandersetzungen mit Glaubensbrüdern und -schwestern, die sich in der Ausübung ihres Glaubens seiner Ansicht als Anhänger der Evangelikalen nach zu weit von der Bibel entfernt haben und ihrem Missionsauftrag nicht mehr nachkommen. 

In kurzweiligen Episoden erzählt Matthies von der Jugend in seiner niedersächsischen Heimat und den verschiedenen Stationen seiner theologischen Ausbildung, dem Liebäugeln mit dem Katholizismus, von seinen persönlichen Rückschlägen, aber auch immer wieder von vorbildlichen Christen wie dem englischen Hausmädchen Gladys Aylward, das allen Widerständen zum Trotz Missionarin wurde, oder von dem Berliner Milchkönig Bolle, der sich sozial engagierte, aber in seinem missionarischen Eifer bisweilen den Bogen überspannte. Ausführlich und sehr eindrucksvoll schildert Matthies den Fall des krebskranken jungen Manns Paul, der kurz vor seinem viel zu frühen Tod seine Erweckung erlebte. Der Todgeweihte war so in der Lage, seinen Angehörigen Trost zu spenden. Matthies eigene Frau starb später ebenfalls an Krebs.

Matthies beendet sein Buch mit der Kritik an den Landeskirchen an ihrer zu sehr politischen statt seelsorgerischen Ausrichtung. Für eine nötige Kirchenreform hält der ehemalige Pastor eine Reihe von Ratschlägen bereit. MRK

Helmut Matthies: „Gott kann auch anders“, fontis Verlag, Basel 2019, broschiert, 208 Seiten, 18 Euro