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15.05.20 / „Widerstand 2020“ / Angeblich eine Partei mit 100.000 Mitgliedern / Daten und Fakten zur Corona-Protestbewegung und was von ihr noch zu erwarten ist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20 vom 15. Mai 2020

„Widerstand 2020“
Angeblich eine Partei mit 100.000 Mitgliedern
Daten und Fakten zur Corona-Protestbewegung und was von ihr noch zu erwarten ist
Wolfgang Kaufmann

In letzter Zeit mehren sich Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung und der Länder – teilweise gingen schon mehrere tausend Leute auf die Straße wie in Stuttgart. Und seit dem 21. April versucht nun offensichtlich auch eine aus dem Nichts aufgetauchte Partei namens „Widerstand 2020“ diese Proteste zu kanalisieren.

An der Spitze des Neulings im Parteienspektrum stehen drei Personen: Victoria Hamm aus Lehrte bei Hannover, die ein Online-Projekt zur „Liebeskummerbewältigung“ sowie einen Backwarenhandel betreibt, Ralf Ludwig, Rechtsanwalt aus Leipzig und der Hals-Nasen-Ohren-Facharzt Bodo Schiffmann aus Sinsheim, Inhaber einer Ambulanz für Menschen, die unter Schwindelanfällen leiden.

Schnelles Ende nicht ausgeschlossen

Das Trio verkündete in den letzten Tagen, „Widerstand 2020“ solle eine „Mitmach-Partei“ sein, die sich politisch nicht so leicht einordnen lasse, weil sie auf „Schwarm-Intelligenz“ basiere. Ihr Ziel sei die Schaffung einer „wahrhaftigen Demokratie“ und eine „echte Veränderung im System“ einschließlich der Reformierung des Grundgesetzes. Gleichzeitig plädierte Ludwig noch für einen „liebevollen Umgang“ in der Politik sowie die Konstitution eines „Notstandsparlaments“ aus „700 mündigen Bürgern“. Schließlich könne man die Lösung der aktuellen Probleme schlecht denen überlassen, „die uns den Brand erst zugeführt haben“.

Nach Auskunft der Parteigründer soll „Widerstand 2020“ bereits um die 100.000 Mitglieder haben, also fast dreimal mehr als die AfD und etwa genauso viele wie die Grünen. Das freilich muss bezweifelt werden. Realistische Schätzungen, die unter anderem auf die Facebook-Aktivitäten von „Widerstand 2020“ Bezug nehmen, gehen von etwa 4000 Mitgliedern aus. Viele der angeblichen Beitrittsanträge sind wohl nicht ernst gemeint. Immerhin ist weder ein Mitgliedsbeitrag fällig noch stellt die Zugehörigkeit zu anderen Parteien ein Problem dar. Gleichzeitig wirbt man um anonyme Spenden, deren Entgegennahme Parteien in Deutschland aber verboten ist. Insofern stellt sich die Frage, ob „Widerstand 2020“ überhaupt eine Partei ist oder irgendwann werden kann.

Aller Wahrscheinlichkeit nach droht „Widerstand 2020“ das gleiche Schicksal wie der Piratenpartei, nur dass der Absturz zurück ins Nichts noch wesentlich schneller erfolgen wird, sobald der Staat die Corona-Regeln lockert oder gänzlich aufhebt.