25.04.2024

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15.05.20 / Kolumne / Berlin ohne Abstand

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20 vom 15. Mai 2020

Kolumne
Berlin ohne Abstand
Vera Lengsfeld

Das vergangene warme, sonnige Wochenende haben viele Berliner genutzt, um das schöne Wetter in Parks und Anlagen zu genießen. Während die Einkaufsstraßen der Innenstadt verwaist blieben, sah man in den Parks die Bäume vor lauter Menschen kaum. Der Ansturm hatte vor allem zur Folge, dass die Wiesen und Wege vermüllt wurden. Vor allem blieben die Corona-Regeln völlig unbeachtet. Die Polizei konnte nicht einmal versuchen, sie durchzusetzen. Die schiere Masse machte das unmöglich.

Der Pankower Bürgerpark ist offensichtlich zum allgemeinen Jugendtreff geworden. Schon zu Beginn der Corona-Krise, als die umliegenden Schulen geschlossen wurden, wichen die Schüler auf den Park aus, wo sie dicht an dicht standen und sich nicht um die Ansteckungsgefahr scherten. Erhöhte Infektionswerte hat es in Pankow aber, so weit ich weiß, nicht gegeben, was die Frage aufkommen lässt, wie realitätsbezogen die Corona-Maßnahmen sind. 

Während die Schulen jetzt mit umfänglichen Sicherheitsmaßnahmen, die Schüler voneinander auf Abstand halten sollen und hochgerüstet werden, rücken dieselben Schüler gleich nach Unterrichtsschluss aufs Engste zusammen. Leider bleiben nicht nur die Corona-Maßnahmen unbeachtet, sondern auch alle Regeln, die Parks vor Zerstörungen schützen sollen. 

Im Schlosspark Schönhausen, der zu DDR-Zeiten für den Publikumsverkehr gesperrt war, weil das Schloss das Gästehaus der Regierung beherbergte, werden Radfahrer aufgefordert, vom Rad zu steigen, wenn sie auf das Gelände wollen. Am Sonntag radelten nicht nur zahllose Leute auf dem Hauptweg herum, sondern auch auf den schmalen Spazierwegen, die so für Fußgänger zum Parcours wurden. Auf den Wiesen wurde nicht nur gepicknickt, sondern auch Ball gespielt, selbst wenn das die Nächstliegenden stark beeinträchtigte und der Ball immer wieder in die Rabatten flog, in die man dann rennen musste, um das Spielzeug wieder herauszuangeln. Ich habe gelesen, dass die Corona-Krise angeblich das solidarische Miteinander und die gegenseitige Rücksichtnahme gefördert hat. Davon war an diesem Wochenende nichts zu spüren.