25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
15.05.20 / Bernhard Nocht / Der „Befreiung“ folgte der Selbstmord

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20 vom 15. Mai 2020

Bernhard Nocht
Der „Befreiung“ folgte der Selbstmord
Manuel Ruoff

In Zeiten der Globalisierung und der Pandemien, in denen unsere Gesundheit selbst von aus fernsten Ländern und Kontinenten stammenden Krankheitserregern wie dem Coronavirus bedroht ist, ist das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg ein gefragtes Kompetenzzentrum – und in vieler Munde. 

Ungleich weniger dürften hingegen wissen, wer dieser Bernhard Nocht eigentlich war, dessen Name das heute etwa 250 Mitarbeiter zählenden größte Institut für Tropenmedizin in Deutschland trägt. Sonst wäre wohl schon längst ein Entrüstungssturm der Antifa und der Politisch Korrekten entbrannt. In deren Augen verdächtig dürfte bereits das Jahr der Benennung sein: 1942. 

Und auch anderes ist für einen Namensgeber eines Mitgliedes der Leibniz-Gemeinschaft bemerkenswert. So unterzeichnete der Hafenarzt sowie Tropenmediziner und -hygieniker zu Beginn der NS-Herrschaft das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat. Und die Kapitulation der Wehrmacht vor 75 Jahren scheint er weniger als „Befreiung“ interpretiert zu haben. Jedenfalls sahen er und seine Ehefrau sich vor 75 Jahren, am 5. Juni 1945, veranlasst, mit Zyankali ihr irdisches Dasein zu beenden. Sie fühlten sich dem Wiederaufbau nicht gewachsen, begründeten sie in einem Abschiedsbrief gegenüber ihren Kindern ihre Tat.

Dass Nocht trotzdem nicht im Schussfeld steht, mag neben reiner Unwissenheit auch damit zusammenhängen, dass der Höhepunkt der Karriere des immerhin bereits 1857 im niederschlesischen Landshut geborenen Deutschen in der Weimarer Zeit lag und er sich nach dem Ersten Weltkrieg nachhaltig, intensiv und erfolgreich um die Beendigung des deutschen Pariadaseins und die Reintegration Deutschlands in die Staatengemeinschaft auf dem Gebiet der Medizin bemüht hat. Dabei errang er internationale Anerkennung. Noch vor der Aufnahme seiner Heimat in den Völkerbund wurde er 1923 als einziger Deutscher Mitglied von dessen Hygienekomitee. Und ein Jahr nach der Aufnahme des Deutschen Reiches in den Staatenbund wurde er 1927 Vizepräsident von dessen Hygienekommission. 

Mit ihrer Ehrung Nochts befanden sich die Nationalsozialisten also in guter, internationaler Gesellschaft, und zu einer Umbenennung des unweit der Hamburger Landungsbrücken gelegenen Instituts wäre es möglicherweise auch ohne sie gekommen. Immerhin war Nocht dessen erster Direktor und Chefarzt und das drei Jahrzehnte lang, in denen das 1900 gegründete Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten Weltruhm erlangte.