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15.05.20 / Haustiere / Ein wunder Punkt, der sich entzünden kann / Vorsicht, wenn der vierbeinige Spielkamerad zubeißt – Hunde- oder Katzenbisse sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20 vom 15. Mai 2020

Haustiere
Ein wunder Punkt, der sich entzünden kann
Vorsicht, wenn der vierbeinige Spielkamerad zubeißt – Hunde- oder Katzenbisse sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen
H. Tews

Die Corona-Tage sind nicht nur ein Stresstest für Familien, sondern auch für die Tiere, die in diesen Familien leben. Statistisch gesehen kommt auf fast jeden Haushalt ein Haustier. Rund 34 Millionen Katzen, Hunde, Hamster, Vögel und so weiter halten sich die Deutschen. Und manche von den Tieren können in Stresssituationen ganz schön kräftig zubeißen.

Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) hat jetzt darauf hingewiesen, dass Bissverletzungen von Haustieren keinesfalls unterschätzt werden dürfen. Was manchmal zunächst harmlos aussieht, sollte trotzdem ernst genommen werden. Denn bei einem Biss werden Krankheitserreger des Tieres auf den Menschen übertragen. Die Eintrittspforte kann sich dabei sofort verschließen und somit zunächst harmlos erscheinen. 

Unbehandelt können aber schwere Entzündungen entstehen, bei denen neben der Haut auch Muskeln, Sehnen, Nerven und Knochen dauerhaft geschädigt werden können. Daher lautet der Rat von Michael J. Raschke, Präsident der DGU: „Egal wie harmlos oder oberflächlich der Biss wirkt, man sollte immer zum Arzt gehen.“ Besonders wenn pochende Schmerzen, Schwellungen oder Rötungen auftreten, sei das ein Alarmsignal, welches die sofortige ärztliche Behandlung erfordere.

Kleine Wunden, großer Ärger

Da Katzen mit 14 Millionen und Hunde mit zehn Millionen zahlenmäßig die meisten Heimtiere sind, kommen Bissverletzungen von ihnen häufiger vor als von Meerschweinchen, Kaninchen, Ratten, Hamstern, Mäusen, Schlangen oder Nutztieren wie Pferden. Kinder sind dabei häufiger betroffen als Erwachsene.

„Kinder empfinden das Tier oft als Spielkameraden. Zudem neigen sie eher zu plötzlichen Bewegungen, die das Tier erschrecken. Die Verletzungen betreffen vor allem die Arme und das Gesicht“, sagt Peter Schmittenbecher, Leiter der DGU-Sektion Kindertraumatologie und Direktor der Kinderchirurgischen Klinik am Klinikum Karlsruhe. Bei allen Bissverletzungen, egal an welcher Stelle, kann es zu Wundinfektionen kommen. Schon zwölf bis 24 Stunden nach dem Tierbiss kann sich eine Entzündung bemerkbar machen. Kinder mit Bissverletzungen, so Schmittenbecher weiter, würden in der Regel stationär aufgenommen und mit einer intravenösen Antibiotikagabe behandelt.

„Im Speichel der Tiere befinden sich zahlreiche und gefährliche Bakterien. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich die Bisse schnell entzünden“, ergänzt Raschke, der als Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Münster arbeitet. Besonders gefährlich seien Katzenbisse. Katzen haben sehr spitze Schneidezähne, die tief in das Gewebe eindringen. Bakterien gelangen dadurch in die Tiefe bis auf Sehnenscheidenhöhe, Gelenke oder Knochen. 

Sowohl unmittelbar nach der Bissverletzung, aber auch nach Tagen kann sich eine Wunde noch entzünden. Daher sollte die Stelle intensiv im Hinblick auf Entzündungszeichen beobachtet werden. Die wahre Verletzungstiefe werde laut Raschke oftmals unterschätzt. Einige Beschwerden könnten sich innerhalb von Stunden so dramatisch verschlechtern, dass umgehend operiert werden müsse. Nur durch sofortiges Handeln könnten schwere und zum Teil lebensbedrohliche Folgeschäden vermieden werden.

Mit dem Impfpass zum Arzt

Um eine Infektion zu vermeiden, ist es wichtig, dass der Arzt die frische Wunde sieht, reinigt und desinfiziert. Meist erfolgt eine Wundspülung, um die Krankheitserreger aus dem Bisskanal zu spülen. Im Bedarfsfall wird zusätzlich antibiotisch behandelt. Ratsam ist, den Impfpass mit zum Arzt zu bringen, um zu kontrollieren, ob die letzte Tetanus-Impfung gegen Wundstarrkrampf länger als zehn Jahre her ist. Wenn unklar ist, wann zuletzt geimpft wurde, ist eine Auffrischung direkt nach der Verletzung notwendig. Dabei wird dann auch ein Tollwutverdacht abgeklärt.

Bei großen Bisswunden kann auch eine Operation notwendig werden: Dabei entfernt der Operateur geschädigtes oder abgestorbenes Gewebe. Fehlt zu viel Haut, kann aus einem gesunden Bereich, beispielsweise von Bein, Rücken oder Bauch, Haut entnommen und verpflanzt werden. Mit modernen plastisch chirurgischen Verfahren können Weichteile gedeckt, die Funktionsfähigkeit der verletzten Region erhalten beziehungsweise wiederhergestellt werden.

Meistens sind es kleine Wunden, die großen Ärger machen können, wenn sie sich entzünden. Damit die Tiere gar nicht erst zubeißen, sollte man ihnen gerade beim Lockdown viel Freiraum lassen und sie nicht unter Stress setzen.