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22.05.20 / österreichisch-russische Freundschaft / Ein Knicks, der nach Moskau weist / Mit Putins Segen – Österreichs Ex-Außenministerin Karin Kneissl wird Kolumnistin des russischen Propagandasenders Russia Today

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21 vom 22. Mai 2020

österreichisch-russische Freundschaft
Ein Knicks, der nach Moskau weist
Mit Putins Segen – Österreichs Ex-Außenministerin Karin Kneissl wird Kolumnistin des russischen Propagandasenders Russia Today
Bodo Bost

Im Jahre 2018 war Russlands Präsident noch zur Hochzeit der damaligen österreichischen Außenministerin eingeladen. Nachdem Karin Kneissl im April den Ehemann (durch Trennung) und im Mai 2019 das Amt (durch Ausscheiden der FPÖ aus der Regierung) wieder verlor, bietet ihr Putin jetzt eine berufliche Perspektive in seinem Reich.

Die parteilose Wienerin, ehemalige Diplomatin, Nahost-Expertin und äußerst sprachbegabte Schriftstellerin, war 2017 auf Vorschlag der FPÖ zur Außenministerin ernannt worden. In ihrer Jugend- und Studentenzeit war Kneissl, die einen Teil ihrer Kindheit in Jordanien verbracht hat, auch bei Amnesty International sowie in Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen aktiv.

Die 55-Jährige hat jetzt damit überrascht, dass sie als Kolumnistin zum russischen Staatssender Russia Today (RT) nach Moskau geht. „Die gleiche Ex-Außenministerin Österreichs, Karin Kneissl, mit der Putin bei ihrer Hochzeit getanzt hat, wird nun Kolumnen für uns schreiben“, twitterte kürzlich RT-Chefredakteurin Margarita Simonyan. 

Als Außenministerin hatte sich Kneissl vor allem als Nahostkennerin profiliert, da sie ein Studium der Islamwissenschaften absolviert und mehrere Jahre im Nahen Osten doziert hatte. Sie warnte davor, dass der niedrige Ölpreis in den Golfstaaten im Bausektor zu Massenentlassungen ohne soziale Absicherungen führen wird, darunter an erster Stelle Pakistanis und Bangladeschis. Diese zögen dann nicht in ihre Heimatländer, sondern weiter in die EU. Für diese Auflistung von Migrationsursachen erntete sie in einer deutschen Talkshow großes Lob, sogar von dem einstigen SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz.

In ihrer ersten Kolumne für RT widmete sie sich dem Thema Auto als Maschine und als Symbol. Kneissl zeigte sich zuversichtlich, dass die Covid-19-Pandemie nichts daran ändern werde, dass das Auto auch in Zukunft ein Symbol für Freiheit und Mobilität bleibe. Das Auto der Zukunft werde laut Kneissl aber in Afrika hergestellt. 

„So wie auf dem I-Phone heute oft steht: ,In Kalifornien entworfen, in China zusammengebaut‘, könnte in Zukunft eine Aufschrift auf dem Auto lauten: ,In China entworfen, in Afrika zusammengebaut‘“, so Kneissl in ihrer Kolumne. Die Folge könnte, so ihre Prognose, ein weiteres Industriesterben in Europa sein.

Zum vor allem internationalen Ruf von RT, ein Propagandamedium des Kreml zu sein, wollte sich die Ex-Politikerin nicht äußern. RT hatte im August 2018 das Exklusivrecht bei ihrer Hochzeit in der Steiermark mit dem Unternehmer Wolfgang Meilinger, bei dem die Braut und gleichzeitige Außenministerin mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin das Tanzbein zum Wiener Walzer schwang und den Tanz mit einem Knicks eröffnete. 

Als einige dies als Unterwerfung deuteten, erklärte Kneissl, dass der russische Staatspräsident sich zuvor auch verbeugt habe, und sie diese Verbeugung nur beantwortet habe. Die Einladung von Putin zu ihrer Hochzeit hatte für reichlich Schlagzeilen gesorgt.