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22.05.20 / Ausstellung / Beethoven mit Adler / Klinger-Schau in Leipzig nach Zwangspause wieder geöffnet – Kollwitz und Rodin sind gleich mit im Boot

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21 vom 22. Mai 2020

Ausstellung
Beethoven mit Adler
Klinger-Schau in Leipzig nach Zwangspause wieder geöffnet – Kollwitz und Rodin sind gleich mit im Boot
H. Schnehagen

Wegen der Pandemie musste die Max-Klinger-Ausstellung im Leipziger Museum der bildenden Künste (MdbK) eine Pause einlegen, die seit dieser Woche wieder beendet ist. Leipzig besitzt nach eigenen Angaben die größte Klinger-Sammlung weltweit. Anlässlich des 100. Todestages des am 18. Februar 1857 in Leipzig geborenen und am 4. Juli 1920 in Großjena verstorbenen Künstlers macht das MdbK auf diesen Bestand mit einer durch Leihgaben ergänzten und noch bis zum 16. August verlängerten Sonderausstellung aufmerksam. Danach wandert die Schau vom 16. Oktober bis 31. Januar 2021 im Rahmen des Beethoven-Jubiläums in die Bundeskunsthalle Bonn.

Zu Lebzeiten erlebte Klinger höchsten Ruhm, aber auch tiefste Verspottung als „Malerdilettant“ und „Bildungsgrübler“. In die Kunstgeschichte ging er als Symbolist ein. Doch so einfach ist sein facettenreiches Werk aus einer Zeit künstlerischer und gesellschaftlicher Umbrüche nicht einzuordnen. Die Schau blättert in mehreren Kapiteln diese Vielfalt auf. Erstmals wird dabei auch Klingers Einfluss auf Käthe Kollwitz in einer Ausstellung vertieft. 

Über Rodins Einfluss auf Klinger spekulieren Experten bis heute. Denn eine gewisse Verwandtschaft zwischen Rodins weltberühmtem Denker und Klingers Hauptwerk, dem Beethoven-Monument, ist nicht zu leugnen. Persönlich sollen sich Rodin und Klinger erstmals im Jahr 1900 begegnet sein. Doch inwieweit der Rodin-Bewunderer Kenntnis von früheren Werken hatte, bleibt im Dunkeln. 

Schon zu Lebzeiten verteidigte Klinger sein eigenständiges Schaffen. In einem Brief schrieb er: „Der Beethoven entstand genau so in allen Details wie er jetzt ist, nur in anderen Proportionen und anderem Material bereits 1885 in Paris, und der dort fast ganz fertig gemachte und gemalte Entwurf wurde 1887 oder 1888 auf der Berliner großen Kunstausstellung refusiert. Zu dieser Zeit existierte der Victor Hugo und Der Denker von Rodin noch gar nicht. Die Idee kam mir eines schönen Abends in Paris am Klavier, und so farbig bestimmt und deutlich, wie  nur ganz wenige Sachen: die Haltung, die Faust, das rote Gewand, der Adler, der Sessel, die Falten – sogar die Goldlehnen.“ 

Klinger vollendete sein Beethoven-Monument 1902. Noch im selben Jahr wurde es in Wien auf der 14. Sezessions-Ausstellung gezeigt und vom MdbK erworben, wo es bis heute auch in dessen Neubau wieder steht. 

Rodins Denker entstand als 72 Zentimeter hohe Kleinplastik bereits ab 1880. Im Jahr 1902 wurde diese auf 181 Zentimeter vergrößert, um als erstes Werk des Künstlers im öffentlichen Raum zum französischen Nationaldenkmal zu avancieren. Klingers Beethoven schaffte es „nur“ zu musealer Größe.

Museum der bildenden Künste, Katharinenstraße 10, 04109 Leipzig, geöffnet Dienstag und von Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, mittwochs von 12 bis 20 Uhr. Eintritt: 10 Euro. Zutritt nur für eine begrenzte Personenzahl und mit Mund-Nasen-Schutz. Internet: www.mdbk.de