26.04.2024

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22.05.20 / Moore / Da fault etwas vor sich hin / Moorflächen sind natürliche, riesige CO?-Speicher – Doch sie werden immer weniger

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21 vom 22. Mai 2020

Moore
Da fault etwas vor sich hin
Moorflächen sind natürliche, riesige CO?-Speicher – Doch sie werden immer weniger
Stephanie Sieckmann

Wabernde Nebelschwaden, schmatzende Untergründe, eine eigentümliche Stille – Moore sind ganz besondere Lebensräume. Die gespenstische Atmosphäre dieser Landschaften beruht unter anderem auf ihrem durchaus zurecht als lebensfeindlich empfundenen Potenzial. Im Moor versinken kann schnell tödlich enden. Moorleichen sind ein Beweis dafür. Was hier verschwindet, kehrt so schnell nicht wieder an die Oberfläche zurück.

Die Eigenschaft, sich einige Elemente einzuverleiben und zu binden, haben Moore auch auf der chemischen Ebene. Moore stellen weltweit eine Fläche von drei Prozent der gesamten Landfläche, binden dabei aber rund ein Drittel des gesamten Kohlenstoffdioxids (CO?) der Erde. Der Effekt entsteht bei der Ablagerung organischen Materials: Kohlenstoff wird chemisch gebunden. Und solange die Torfschicht Jahr für Jahr wächst, wächst auch der Anteil des gebundenen Kohlenstoffs. Das angeblich für die Klimakrise mitverantwortliche CO? wird im Moor sicher verwahrt.

Die Kehrseite der Medaille: Werden Moore entwässert oder Torf abgebaut, wird durch Oxidation Kohlenstoff freigesetzt. Auf diese Weise gelangen riesige CO?-Mengen in die Atmosphäre. In Sachen Torfabbau und Moor-Trockenlegung steht die EU an zweiter Stelle und sorgt dafür, dass die natürlichen Kohlenstoff-Speicher in Europa zerstört werden. Ein Luxus, den sich der Kontinent eigentlich nicht leisten kann. Schließlich werden die von der Politik selbsterklärten „Klimaziele“ seit Jahren nicht erreicht. 

Auch Deutschland ist bislang mit seinen Moorflächen nicht pflegend umgegangen. Landwirtschaftliche Nutzung ist kein guter Plan für eine Moorfläche. Die Flächen sind nicht ertragreich. Trotzdem wird der Anbau von Biomasse zur alternativen Energieerzeugung auf ehemaligen Moorflächen vom Staat gefördert. Die Begründung dieser Maßnahme lautet: Klimaschutz. Ein Paradox: Würden die Moorflächen als natürliches Landschaftselement belassen, hätten wir weniger CO?-Emissionen. 

In Deutschland machen Moore lediglich rund vier Prozent der Fläche aus. Der Schutz bestehender intakter Moorlandschaften ist dabei ebenso wichtig wie eine sorgsame Renaturierung landwirtschaftlich genutzter Moorflächen. Eine neuerweckte Wertschätzung der Moore könnte helfen, die „Klimaziele“ schneller zu erreichen. Und sie würde auch das Krimi-Genre mit Moorleichen nicht aussterben lassen.