20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
29.05.20 / Dual-Fluid-Reaktor / Ein Konzept aus Deutschland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22 vom 29. Mai 2020

Dual-Fluid-Reaktor
Ein Konzept aus Deutschland

In Deutschland propagiert das in Berlin ansässige private Institut für Festkörper-Kernphysik gGmbH den Dual-Fluid-Reaktor (DFR). Der DFR ist eine Abart des Schmelzsalz-Reaktors. Im DFR zirkulieren zwei verschiedene Flüssigkeiten. In der Kühlschleife befindet sich flüssiges Blei. Der innere Brennstoffkreislauf nutzt entweder geschmolzenes Salz oder flüssiges Metall, in dem der Uranbrennstoff gelöst ist. In beiden Kreisläufen herrschen Temperaturen um die 1000 Grad. Ein äußerer Wasserkreislauf leitet die Wärme aus dem Bleikreislauf zur Turbine. Wenn der Reaktor normal arbeitet, schirmt das Blei die Strahlung des Reaktorkerns ab, ohne selbst dabei radioaktiv zu werden. Zudem kann ein DFR auch ausgediente Brennelemente und anderen Atommüll oder Natururan verwerten. Ein weiterer Vorteil des DFR ist seine kompakte Bauweise. Der Kern eines 1,5 Gigawatt leistenden Reaktors ist gerade mal drei Meter groß. Der Brennstoffkreislauf fächert sich in armdicke Rohre auf, die durch das Becken aus flüssigem Blei im Inneren führen. 

Bislang kein Prototyp

Die in Tschernobyl und Fukushima aufgetretene Kernschmelze sollen gekühlte Schmelzpfropfen in beiden Kreisläufen verhindern. Wenn deren Kühlung ausfällt, schmilzt der Pfropfen. Das flüssige Kernmaterial fließt in Becken, wo es erstarrt und der Kernprozess zum Erliegen kommt.

Allerdings existiert bis heute kein Prototyp. In den USA bauten Forscher in den 1960er Jahren einen Schmelzsalz-Reaktor, der aber nie wirklich sicher arbeitete. Als die Testanlage 1969 demontiert wurde, waren die Forscher entsetzt über den Grad der Korrosion, den das aggressive Salz bewirkt hatte. Speziell für die schnelle Korrosion auch widerstandsfähiger Legierungen gibt es bislang keine Lösung. Bevor Experten über eine kommerzielle DFR-Nutzung entscheiden könnten, wären zudem längere Forschungen mit einer Prototyp-Anlage nötig.F.L.