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29.05.20 / Islamischer Staat / Wieder auf dem Vormarsch / Corona, Ölpreisverfall und der Rückzug der USA aus dem Irak stärken den IS

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22 vom 29. Mai 2020

Islamischer Staat
Wieder auf dem Vormarsch
Corona, Ölpreisverfall und der Rückzug der USA aus dem Irak stärken den IS
Wolfgang Kaufmann

Gut ein Jahr, nachdem der Islamische Staat (IS) praktisch sein gesamtes Herrschaftsgebiet eingebüßt hatte, und sieben Monate nach dem Tode des selbsternannten Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi ist die Terrororganisation wieder auf dem Vormarsch. 

Seit Wochen häufen sich nächtliche Überfälle, Entführungen, Hinterhalte und Selbstmordanschläge – zuletzt sogar auf die irakische Antiterror-Zentrale in Kirkuk. Zudem kontrollieren die selbsternannten Gotteskrieger, die nun von Abi Ibrahim al-Haschimi al-Kuraschi alias Amir Mohammed Abdul Rahman al-Mawli al-Salbi angeführt werden, in den dünn besiedelten und schwer zugänglichen Wüstenregionen entlang der irakisch-syrischen Grenze südöstlich von Deir ez-Zor erneut ein eigenes Territorium. Hier können sie erbeutetes Kriegsgerät, Treibstoff und Munition für künftige Großoffensiven konzentrieren. Verantwortlich für diese Entwicklung ist das Sicherheitsvakuum aufgrund der Corona-Pandemie.

Der IS hat wieder ein Territorium

Zum einen ziehen Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien und die Niederlande viele Soldaten aus dem Irak ab, um sie vor Ansteckung zu schützen. Zum anderen setzen die USA ihren schon länger geplanten Rückzug fort. Dadurch fehlen nun beispielsweise Aufklärungsflugzeuge wie die AWACS-Maschinen der Bundesluftwaffe und Kampfhubschrauber für die Bekämpfung der Terrormiliz. Gleichzeitig müssen die Sicherheitskräfte in der Region jetzt auch die Pandemie-Ausgangssperren durchsetzen, womit sie an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. 

Damit besteht die Gefahr einer Befreiung vieler der rund 32.000 IS-Kämpfer in den Gefängnissen des Irak und Syriens. Diese prekäre Situation wird noch dadurch verschlimmert, dass die Regierung in Teheran aufgrund des gravierenden Ölpreisverfalls kein Geld mehr hat, um den Kampf der schiitischen Milizen im Irak gegen den sunnitischen IS zu finanzieren. Ähnlich brisant ist die Lage in Afghanistan und jenen afrikanischen Ländern, in denen der IS gleichfalls operiert.

Vor diesem Hintergrund wird verständlich, dass die Dschihadisten das Coronavirus in ihrem Online-Magazin „al-Naba“ geradezu frenetisch feiern. Es sei eine „schmerzhafte Qual“ für die „Kreuzfahrernationen“ des Westens, denn die befänden sich nun „am Rande einer großen wirtschaftlichen Katastrophe, weil … Märkte gerade zusammenbrechen und das öffentliche Leben stillsteht“.