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29.05.20 / SAP-hauptversammlung / Hasso Plattner unter Rechtfertigungsdruck / Aufsichtsratschef warb bei Aktionären um Verständnis für die starke Fluktuation im Vorstand

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22 vom 29. Mai 2020

SAP-hauptversammlung
Hasso Plattner unter Rechtfertigungsdruck
Aufsichtsratschef warb bei Aktionären um Verständnis für die starke Fluktuation im Vorstand
Norman Hanert

Auf der online durchgeführten Hauptversammlung von SAP stand der Mitgründer und Aufsichtsratsvorsitzende von Europas größtem Softwarekonzern Hasso Plattner unter Rechtfertigungsdruck wegen der starken Fluktuation von Führungskräften. 

Seit vergangenem Herbst hat nicht nur der langjährige Vorstandschef Bill McDermott das Unternehmen verlassen, sondern auch der Personalchef Stefan Ries und das Vorstandsmitglied Michael Kleinemeier. Zuletzt hatte sich SAP auch noch von Jennifer Morgan getrennt. Zusammen mit Christian Klein hatte die Amerikanerin erst im Oktober 2019 nach Bill McDermott die Führung bei SAP übernommen.

Diese SAP-Doppelspitze hatte gleich aus zwei Gründen eine Besonderheit dargestellt. Zum einen war Klein mit damals 39 Jahren bei seiner Berufung der jüngste Chef eines Dax-Konzerns. Zum anderen war Morgan die erste Frau an der Spitze eines Dax-Unternehmens. 

Die abrupte Abberufung Morgans im April und die Abkehr vom Konzept einer Doppelspitze begründete Plattner auf der Hauptversammlung damit, dass die Strategiediskussionen „seit Jahresbeginn langsamer vorangekommen“ seien „als gedacht“. Durch die Corona-Krise erhöhe sich der Druck für Unternehmen, schnell zu entscheiden. „Und wir können es uns nicht leisten, uns durch interne Differenzen zu lähmen“, so der 76-Jährige.

Von Klein, der nun die alleinige Führung übernommen hat, erwartet Plattner offenbar, die zugekauften US-Töchter enger in den Konzern einzubinden und auch die Produkte der übernommenen Firmen besser in das Gesamtangebot von SAP zu integrieren. 

In einem Interview mit dem „Handelsblatt“ hat sich Plattner von der Strategie der losen Einbindung von Zukäufen deutlich distanziert, die der abgelöste Vorstandschef Bill McDermott verfolgt hatte: „Die Idee, alle einfach selbstständig und eigenverantwortlich laufen zu lassen, mag wirtschaftlich sogar noch Sinn gemacht haben. Technologisch haben wir trotzdem nicht die richtige Entscheidung getroffen.“ 

Neben der Integration der milliardenschweren Firmenzukäufe wird sich Klein auch um die Zufriedenheit der Kunden und um den Flickenteppich aus vielen Einzelprodukten kümmern müssen. 

Als deutliches Warnsignal muss dabei die Kritik der deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe gesehen werden. Diese wichtige Organisation von SAP-Kunden hat speziell die fehlende Verzahnung von verschiedenen Programmen des Konzerns stark kritisiert. 

In seiner Rede gab sich der SAP-Vorstandschef optimistisch. Der Konzern sei mit seinem Plan zur Integration der vielen Einzelprodukte zu einem Angebot aus einem Guss bereits „auf einem sehr guten Weg“.