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29.05.20 / Brünn / Todesmarsch an Fronleichnam

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22 vom 29. Mai 2020

Brünn
Todesmarsch an Fronleichnam

Mit dem Brünner Todesmarsch vom 31. Mai 1945 begann die blutige Vertreibung der Sudetendeutschen aus der Tschechoslowakei. Es war der Fronleichnamstag, an dem der Zug der Frauen, Kinder und alten Männer auf die Grenze von Niederösterreich zu getrieben wurde. Der Todesmarsch war der Auftakt gewaltsamer Ausschreitungen gegen deutschsprachige Bürger. 

Die „wilde Vertreibung“, wie die Jagd auf Deutsche in den Monaten von Mai bis Juli genannt wurde, war nicht das Ergebnis spontan entladener Rache. Die Wut war über Jahre geschürt worden. Ethnische Säuberungen galten als Voraussetzung für die Bildung von Nationalstaaten. Über Jahre zog sich die Vertreibung der Deutschen aus Mittel- und Osteuropa hin. Die Vertreibungen aus Mähren zwischen Mai und Juli 1945 waren die fürchterlichsten.

Die deutschsprachigen Einwohner Brünns wurden am 31. Mai 1945 am Augustinerkloster zusammengetrieben. Am folgenden Tag begann der 55 Kilometer lange Marsch gemeinsam mit Bewohnern umliegender Dörfer. 27.000 Menschen, etwa die Hälfte der deutschen Bevölkerung Brünns, trieben die Tschechen auf die Grenze zum sowjetisch besetzten Niederösterreich zu. Die entkräfteten Menschen waren den Strapazen des Marsches bei großer Sommerhitze nicht gewachsen. Es gab kein Wasser, keine Lebensmittel. Zusammengebrochene Menschen blieben am Straßenrand liegen. Die Zahl der Opfer gehen wie so häufig je nach Quelle weit auseinander. Nach Unterlagen der Vertriebenen forderte der Marsch mehr als 8000 Opfer. Jüngere Untersuchungen nennen 5200 Opfer. Gesichert ist, dass die meisten Menschen während des Todesmarsches an der Straße durch Hunger, Durst und Typhus starben. Andere kamen durch Schüsse der tschechischen Bewacher, „Revolutionäre Gardisten“, ums Leben.

Bei Pohrlitz (Poho?elice) endete der Todesmarsch. Die Sowjets verweigerten den Übertritt nach Österreich. Die Bewacher sperrten die Vertriebenen in Pohrlitz in ehemalige Lagerhallen für Getreide. Dort ging das Sterben weiter, die Menschen verhungerten, Seuchen brachen aus. In einem Massengrab bei Pohrlitz entdeckte man 890 Tote. Erst im Juni 1945 durften die Überlebenden des Todesmarsches die Grenze nach Österreich überschreiten. Und auch dort setzte sich das Sterben der Kranken und Unterernährten fort. Etwa 1000 von ihnen wurden in Österreich begraben. 

Der Todesmarsch von Brünn war geplant. Vorbereitet hatte ihn der Mann, der auch zwei Monate später das Massaker von Aussig organisierte, Stabskapitän Bed?ich Pokorný vom Innenministerium. Über dessen Rolle bei beiden Verbrechen wird die PAZ im Zusammenhang mit dem Jahrestag des Massakers von Aussig am 31. Juli 1945 berichten.K.J.G.