25.04.2024

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05.06.20 / Neues Deutsch-Land

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23 vom 05. Juni 2020

Neues Deutsch-Land
René Nehring

Sprache ist mächtiger als den meisten bewusst ist. Sie ist nicht nur Mittel zur Verständigung zwischen den Menschen, sondern sie prägt und formt auch das Denken – und gestaltet somit die gesellschaftliche Wirklichkeit mit.  

Einer der massivsten Versuche der jüngeren Zeit, via Sprache das Denken neu zu auszurichten, ist das sogenannte „Gendern“ möglichst vieler Worte. Mittels einer „geschlechtergerechten“ Sprache sollen angebliche Ungerechtigkeiten im bisherigen Sprachgebrauch verhindert werden. In der Kritik stehen insbesondere die Mehrzahlworte, die im Deutschen gemeinhin in der männlichen Form gebildet werden. Damit, so der Vorwurf, würden Frauen und Diversgeschlechtliche zurückgesetzt und indirekt unterdrückt. 

Alternativ gebrauchen die Anhänger der Gleichberechtigung die weibliche Pluralform plus „Gendersternchen“, werden: Statt „liebe Leser“ heißt es dann nicht „Liebe Leser und Leserinnen“, sondern „liebe Leser*innen“. 

Ihren Kritikern halten die Verfechter dieses „gendergerechten“ Neusprechs entgegen, dass sich Sprache schon immer gewandelt habe und insofern die derzeitigen Veränderungen doch eigentlich etwas ganz Natürliches seien. Richtig daran ist, dass sich kaum etwas so rapide verändert wie die Worte in unserem Alltag. Begriffe wie Computer, 

E-Mail oder Soziale Medien existierten noch vor wenigen Jahrzehnten nicht. 

Allerdings waren die Sprachveränderungen der Vergangenheit stets das Ergebnis evolutionärer Prozesse, etwa durch die Erfindung neuer Produkte oder auch durch Migration. Nur die Diktaturen haben es bislang gewagt, den Menschen vorzuschreiben, was sie zu sagen haben und was nicht. 

Insofern ist das „Gendern“ alles andere als eine lächerliche Angelegenheit. Wenn Frauen für ihren eigenen Sprachgebrauch auf die Verwendung der „*innen“-Form bestehen, ist das ihr gutes Recht. Wenn Feministen jedoch anfangen, diese Ausdrucksweise zur Norm zu erklären, ist nicht nur die Freiheit der Grammatik bedroht.