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05.06.20 / Völkerkunde / Die Venus von Ozeanien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23 vom 05. Juni 2020

Völkerkunde
Die Venus von Ozeanien
D. Jestrzemski

Unter dem Titel „Im Schatten von Venus: Lisa Reihana & Kunst aus dem Pazifik“ zeigt das Hamburger Museum am Rothenbaum Kulturen und Künste der Welt (MARKK, ehemals Völkerkundemuseum) als Sonderausstellung bis zum 4. Oktober eine großflächige Videoinstallation der neuseeländischen Künstlerin Lisa Reihana. 

Das digitale Panorama wurde 2017 auf der Biennale in Venedig als einer der Höhepunkte gefeiert und ist nun erstmals in Deutschland zu sehen. Die Arbeit korrespondiert thematisch mit herausragenden historischen Kunstwerken aus der Ozeanien-Sammlung des Hauses. Sie bilden in dieser Schau mit ihrer ungebrochenen Ausstrahlung einen Gegenpol zu dem spielerischen Blickwinkel der Künstlerin, die vor allem die europäische Sicht auf die Kultur der indigenen Bevölkerung des pazifischen Raums kritisch reflektiert. Die Ozeanien-Sammlung des Museums wurde im Rahmen der Handelskontakte Hamburger Kaufleute während der kolonialen Jahrzehnte bis um 1900 zusammengetragen. 

Lisa Reihana (geboren 1964) wird als eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart aus dem pazifischen Raum gehandelt. Sie hat selbst Maori-Vorfahren und verarbeitet in ihrem Schaffen Motive aus der neuseeländischen Geschichte wie die frühen Kontakte zwischen Europäern und den Ureinwohnern Neuseelands sowie der polynesischen Inseln. Für das Panorama ihrer aktuellen Videoinstallation inszenierte sie frühneuzeitliche Begegnungen zwischen Europäern und der indigenen Bevölkerung des pazifischen Raums vor der Kulisse einer französischen Wandtapete aus dem 18. Jahrhundert. Anders als auf der Tapete wird hier jedoch die Rezeption der Pazifikinsulaner nachempfunden, während die Sicht der europäischen Entdecker, Eroberer und Kolonialherren auf eine fremdartige Kultur von „edlen Wilden“ teilweise drastisch ironisierend ins Bild gesetzt wird. 

Man achte auf die Doppeldeutigkeit des englischen Originaltitels „In Pursuit of Venus“ (Auf der Suche nach Venus), der auf die ausufernden amourösen Eskapaden der Schiffsmannschaften (nicht nur) während der Expeditionsreisen von James Cook anspielt. Ein sehenswertes Zusammentreffen von Traditionen und Überlieferungen mit den künstlerischen Mitteln der Gegenwart.

b Rothenbaumchaussee 64, 20148 Hamburg, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr, Eintritt: 8,50 Euro. Internet: www.markk.de