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12.06.20 / SpaceX Demonstration Mission 2 Die erste bemannte Mission der „Crew Dragon“ zeigt nicht nur, dass die USA wieder Menschen ins All schießen können, sie ist auch eine prestigeträchtige Premiere für die private Raumfahrt / Privater Griff nach den Sternen / Flug einer SpaceX-Kapsel zur Raumstation ISS – Nach dem Erfolg hat Milliardär Elon Musk noch mehr vor

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24 vom 12. Juni 2020

SpaceX Demonstration Mission 2 Die erste bemannte Mission der „Crew Dragon“ zeigt nicht nur, dass die USA wieder Menschen ins All schießen können, sie ist auch eine prestigeträchtige Premiere für die private Raumfahrt
Privater Griff nach den Sternen
Flug einer SpaceX-Kapsel zur Raumstation ISS – Nach dem Erfolg hat Milliardär Elon Musk noch mehr vor
Wolfgang Kaufmann

Der letzte Flug eines Space Shuttle endete am 21. Juli 2011. Seitdem musste die US-Weltraumbehörde NASA Plätze in russischen „Sojus“-Kapseln buchen, wenn sie Astronauten ins All beziehungsweise zur Internationalen Raumstation (International Space Station, ISS) schicken wollte – Kostenpunkt jeweils rund 80 Millionen US-Dollar. Dieser für die Weltmacht USA blamable Zustand endete am 30. Mai dieses Jahres um 15.22 Uhr Ortszeit. Da hob die Raumkapsel „Crew Dragon“ auf Cape Canaveral im Beisein von US-Präsident Donald Trump zu ihrem bemannten Erstflug ab. 

Der Mission SpaceX Demo-2 der Astronauten Douglas Hurley und Robert Behnken, die nun für rund drei Monate an Bord der ISS verbleiben sollen, waren ein unbemannter Flug der Kapsel und mehrere Tests der Trägerrakete „Falcon 9“ vorausgegangen, von denen Letztere indes nicht immer erfolgreich verliefen. So kam es am 28. Juni 2015 und am 1. September 2016 zu Totalverlusten aufgrund von Explosionen der Treibstofftanks.

Technisches Neuland

Das bedeutete einen zwischenzeitlichen Imageschaden für die private Raumfahrtfirma SpaceX des kanadisch-US-amerikanischen Unternehmers Elon Musk, die sowohl die „Falcon 9“ als auch die „Crew Dragon“ konstruiert hatte und beide Komponenten nun schließlich im Auftrag der NASA ins All schoss. 

Gekrönt wurde der somit doch noch eingetretene Erfolg dadurch, dass SpaceX mit seiner Kreation gleich in mehrfacher Hinsicht technisches Neuland betritt. Zum Ersten verfügt die Kapsel anders als das Space Shuttle über ein sehr effektives Rettungssystem für den Fall von Havarien in der besonders riskanten Startphase. Zum Zweiten können im Gegensatz zum „Sojus“-Raumschiff und dem US-Vorläufermodell „Apollo“ statt nur drei jetzt sieben Astronauten an Bord genommen werden. Und zum Dritten ist die „Falcon 9“ teilweise wiederverwendbar, denn ihre Erststufe landet weich auf einer schwimmenden Plattform im Ozean.

Die weiteren Pläne von Musk und SpaceX hinsichtlich des Einsatzes der Kapsel sind recht ehrgeizig. Ab August soll ein Langzeitflug mit vier Astronauten von rund sechs Monaten Dauer erfolgen. Danach ist für 2021 eine ganz ähnliche Mission vorgesehen, aber diesmal erstmalig auch mit russischen Kosmonauten an Bord. Damit nicht genug. Für das zweite Halbjahr 2021 hat das private Raumfahrtunternehmen Axiom Space die „Crew Dragon“ gemietet, um damit den ersten kommerziellen Flug mit drei zahlenden Weltraumtouristen zur ISS durchzuführen.

Ende 2021/Anfang 2022 will die Firma Space Adventures eine Kapsel von SpaceX zur Brechung der derzeitigen Höhenrekorde sowohl für private Raumfahrtmissionen als auch für jegliche bemannte Flüge in einer Erdumlaufbahn verwenden.

Mond- und Marsflüge wären möglich

Ebenso hat Musk die Absicht, mit der parallel zur „Falcon 9“ entwickelten „Falcon Heavy“ ins Raumfahrtgeschäft einzusteigen. Deren Erstflug erfolgte am 6. Februar 2018. Seitdem ist die Rakete, die Nutzlasten von knapp 64 Tonnen in den Orbit transportieren kann, das aktuell leistungsstärkste Trägersystem weltweit. 

Auf längere Sicht gesehen will Musk dann aber beide „Falcon“-Versionen durch die „Starship & Super Heavy“ ersetzen. Das ist eine wiederverwendbare Rakete samt Raumschiff mit 100 Tonnen Nutzlast, mit der theoretisch auch Mond- und Marsflüge möglich wären. Dieses Tandem würde die USA zum unangefochtenen Meister im Weltraum machen.





Kurzporträts

Der Kommandant der „Crew Dragon“-Mission SpX-DM2, Douglas Hurley, nahm im Juli 2011 auch am allerletzten Flug eines NASA-Space Shuttle teil

Um persönlich zugegen zu sein, wenn Amerika wieder aus eigener Kraft Astronauten ins All bringt, reiste US-Präsident Donald Trump nach Florida 

Aus der Sicht des SpaceX-Gründers und -Haupteigentümers Elon Musk ist der Start der „Crew Dragon“ „der erste Schritt zu einem multiplanetaren Leben“