19.04.2024

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12.06.20 / Kolumne / Das Kreuz als Krönung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24 vom 12. Juni 2020

Kolumne
Das Kreuz als Krönung
Vera Lengsfeld

Das Berliner Schloss steht, zumindest von drei Seiten, wieder in alter Schönheit in der Mitte von Berlin. Mit der Schlossbrücke, dem Alten Museum, dem Dom und dem rekonstruierten Lustgarten bekommt man eine Ahnung von der einstigen Schönheit der Hauptstadt. Dabei kann man vergessen, welche Kämpfe es gekostet hat, der entkernten Mitte ihre Seele wiederzugeben. 

Bekanntlich hatte die SED-Führung das Schloss abreißen lassen, obwohl es den Krieg mit nur geringen Schäden überstanden hatte. Es ist dem Berliner Kunsthistoriker Richard Hamann zu verdanken, dass einige Kunstwerke und Bauelemente des norddeutschen Barockgebäudes gerettet wurden. Er barg mit seinen Studenten während der wochenlangen Sprengungen erhalten gebliebene Stücke. Wegen der heftigen Proteste 

gegen den Abriss gab es auch einen staatlichen Auftrag, Kunstwerke zu erhalten. Die wurden aber einfach auf einem offenen Lagerplatz abgelegt. Ihre Spur verlor sich nach 1965. 

Nur das Eosander-Portal sollte bewahrt werden, weil Karl Liebknecht am 9. November 1918 auf dessen Balkon die sozialistische Republik ausgerufen hatte. Es sollte später das zu errichtende Staatsratsgebäude zieren. Leider ging die Bergung schief, deshalb nahm man das erfolgreich abgebaute Portal IV und gab es als Eosander-Portal aus. 

Lange war die in Marx-Engels-Platz umbenannte Leerstelle ein Aufmarschgebiet für die obligatorischen Demonstrationen. Dann wurde Mitte der 70er Jahre der Palast der Republik gebaut, das wichtigste Prestige-Objekt der SED-Führung. Bei Veranstaltungen der DDR-Bürgerbewegung in Berlin wurden deshalb immer selbstgefertigte Postkarten des Schlosses verkauft, als Symbol des Widerstands. Nach der Vereinigung entstand sofort eine Initiative für den Wiederaufbau des Schlosses. Die SED-PDS mobilisierte alle Kräfte zum Erhalt des Palastes. In dieser Auseinandersetzung siegten die Schlossbefürworter, aber die Schlossgegner gaben nie auf. Als letzten Akt versuchten sie, das Kreuz auf der Schlosskuppel zu verhindern. Ein christliches Symbol passe nicht zum geplanten Humboldt-Forum. Aber nun krönt das Kreuz den wiedererstandenen Bau und kündet von unseren christlichen Wurzeln.