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12.06.20 / Machtkampf in Togo / Erzbischof kämpft gegen die Familiendiktatur / Wegen Einmischung in die Politik: Verhöre und Hausarrest für den 90-jährigen Philippe Kpodzro

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24 vom 12. Juni 2020

Machtkampf in Togo
Erzbischof kämpft gegen die Familiendiktatur
Wegen Einmischung in die Politik: Verhöre und Hausarrest für den 90-jährigen Philippe Kpodzro
Bodo Bost

In der ehemaligen deutschen Kolonie Togo wird seit dem Jahre 1967 von derselben Familie beherrscht. Der derzeitige Präsident Faure Gnassingbé (54) trat nach dem Tod seines Vaters Gnassingbé Eyadema, der das kleine westafrikanische Land 38 Jahre lang mit eiserner Faust regiert hatte,  sein Amt 2005 mit Hilfe des Militärs an. Togo ist zusammen mit der Bongodynastie in Gabun Afrikas langlebigste Familiendynastie. 

Im Vorfeld der Präsidentschaftswahl vom 22. Februar taten die Behörden alles, um eine Wiederwahl des Amtsinhabers zu gewährleisten. Die Wahlkommission, Justiz und die staatlichen Medien sind in der Hand der Präsidentenfamilie. In einer Erklärung vom 21. November 2019 übten die togolesischen Bischöfe im Hinblick auf die für Februar 2020 geplanten Präsidentschaftswahlen heftige Kritik an den führenden Politikern des Landes. Opposition und Kirche forderten wiederholt, die Amtszeit des Präsidenten per Verfassung zu begrenzen. Als bei den Wahlen am 22. Februar kirchliche Wahlbeobachter ausgeschlossen und die frühzeitige Bekanntgabe von regionalen Wahlergebnissen eingeschränkt wurde, witterten nicht nur Kirchenvertreter Wahlbetrug. 

Zum Hauptkämpfer für Demokratie in Togo ist der Alt-Erzbischof von Lomé, Philippe Kpodzro, geworden. Die katholische Kirche ist mit 25 Prozent größte organisierte Religionsgemeinschaft im Lande, noch vor dem Islam mit 15 Prozent. Der Alt-Erzbischof begann mit 90 Jahren Wahlkampf für den Oppositionskandidaten Agbéyomé Kodjo zu machen. Dabei kritisierte er die Landesregierung und die Familiendynastie der Gnassingbés scharf. Bei den Wahlen hatte Oppositionspolitiker Agbeyome Kodjo nach offiziellen Angaben 18,4 Prozent der Stimmen erhalten und lag damit klar hinter Amtsinhaber Faure Gnassingbé (72,4 Prozent). Befragungen an den Wahlkabinenausgängen deuteten jedoch einen Stimmenanteil von 60 Prozent für Kodjo an. Nach der Wahl bezeichnete Kodjo sich als „demokratisch gewählten Präsidenten“ und wurde daraufhin festgenommen. Auch Kpodzro war stundenlang verhört worden. Wegen seines hohen Alters wagte man nicht, ihn ebenfalls zu verhaften. Bischof Kpodzro wurde ausgiebigen Verhören unterzogen und zeitweise unter Hausarrest gestellt. Kritik an der aktuellen Situation äußerten Amnesty International und lokale Menschenrechtsorganisationen. Kodjo wurde am 24. April zwar wieder frei gelassen, aber inzwischen wieder verhaftet. Ein Antrag auf Neuauszählung der Stimmen oder Neuwahlen wurde vom Obersten Gericht abgelehnt.