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12.06.20 / Kurzarbeit / Fünfmal so viel wie in der Weltfinanzkrise 2008/09 / Das Ifo-Institut hat Zahlen zu den Folgen von Corona für die deutsche Wirtschaft vorgestellt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24 vom 12. Juni 2020

Kurzarbeit
Fünfmal so viel wie in der Weltfinanzkrise 2008/09
Das Ifo-Institut hat Zahlen zu den Folgen von Corona für die deutsche Wirtschaft vorgestellt
Peter Entinger

Eine Berechnung des Ifo-Instituts offenbart nun erstmals die unmittelbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft. Fast fünfmal so viele Arbeitnehmer wie in der Finanzkrise 2008/2009 waren im Mai in Kurzarbeit, nämlich 7,3 Millionen. „Diese Zahl war noch nie so hoch“, sagt Ifo-Arbeitsmarktexperte Sebastian Link mit Blick auf die Statistik. Es gibt kaum Bereiche, die derzeit nicht betroffen sind. 

Jeder zweite Betrieb ist betroffen

Spitzenreiter sind die Gastronomie mit 99 Prozent der Betriebe und die Hotels mit 97 Prozent. Ähnlich stark betroffen ist die Schlüsselbranche Automobilbau mit 94 Prozent. Auch die Reisebranche ist mit mehr als 90 Prozent stark tangiert. Der Durchschnitt über alle Branchen hinweg liegt bei 50 Prozent. „Das schlägt alle Zahlen aus der Finanzkrise von 2009“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe der Nachrichtenagentur Reuters. Wohl auch deshalb wird derzeit in Berlin so erbittert um Subventionen für die Autobauer gerungen. Wenig betroffen sind derzeit nur Steuerberater, Rechtsanwälte, Chemie-Hersteller sowie der gesamte medizinische Sektor. 

Am stärksten sind die Auswirkungen in den leistungsstarken süddeutschen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg mit 54 beziehungsweise 53 Prozent zu spüren. Am Ende der Ifo-Skala liegen Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt mit 43 Prozent sowie Rheinland-Pfalz und das Saarland mit 39 Prozent. 

Das deutsche Konzept der finanziell abgefederten Arbeitszeitreduzierung gilt inzwischen international als Erfolgsmodell. Alle im Bundestag vertretenen Parteien betonten die Wichtigkeit dieses Instruments. 

Mehrkosten höher als Rücklagen

Allerdings ging die Regierung im März zu Beginn der Pandemie noch von maximal drei Millionen Kurzarbeitern aus. Die Mehrkosten, die der Staat zu tragen hat, schätzt die BfA auf mehr als 30 Milliarden Euro. Das würde die Rücklagen der Behörde übersteigen, die derzeit bei rund 27 Milliarden liegen.

Die Ifo-Forscher gehen zudem davon aus, dass auf eine Phase mit vielen Kurzarbeitern eine mit einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosenzahlen folgen wird. „Kurzarbeit ist für die Betriebe eine Brücke über eine Zeit niedriger Umsätze“, sagte Wohlrabe. „Sollten die Umsatzausfälle aber länger andauern, werden auch Arbeitsplätze ganz wegfallen.“

Aufgrund der Coronavirus-Pandemie ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im Mai erneut gestiegen. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BfA) waren bundesweit 2,8 Menschen ohne Job und damit fast 170.000 mehr als im April. Die Arbeitslosenquote stieg im Mai um 0,3 Prozentpunkte auf 6,1 Prozent.