20.04.2024

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12.06.20 / Terror / Geiselnahme im Krankenhaus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24 vom 12. Juni 2020

Terror
Geiselnahme im Krankenhaus
Wolfgang Kaufmann

Während des Zerfalls der Sowjetunion erklärte die Tschetschenische Republik Itschkerien im November 1991 ihre Unabhängigkeit von Russland. Drei Jahre später erteilte dessen Präsident Boris Jelzin den Befehl zu einer militärischen Intervention in der Kaukasusrepublik. So begann der Erste Tschetschenienkrieg. 

Bis Ende April 1995 hatte die russische Armee die Kontrolle über rund acht Zehntel des tschetschenischen Territoriums gewonnen. Die Separatisten, auf deren Seite zahlreiche Dschihadisten aus diversen arabischen Ländern kämpften, gingen daraufhin zur Guerillataktik über. 

Im Rahmen dessen drangen vor 25 Jahren, am 14. Juni 1995, rund 50 tschetschenische Freischärler unter der Führung des in Pakistan und Afghanistan ausgebildeten islamischen Rebellenführers Schamil Bassajew in die Stadt Budjonnowsk südlich der russischen Gebietshauptstadt Stawropol am Nordrand des Kaukasus ein. Die Männer hatten sich in Särgen versteckt, die vorgeblich die Überreste gefallener russischer Soldaten enthielten. Sie stürmten eine Polizeistation und das Haus der Gebietsverwaltung, bevor sie sich schließlich mit weit über 1000 Geiseln im örtlichen Krankenhaus verschanzten.

Während Präsident Jelzin in Untätigkeit verharrte, unternahmen Spezialeinheiten des Innenministeriums und der Armee zwei reichlich blindwütig durchgeführte Angriffe auf das Krankenhaus, die keinen Erfolg brachten, jedoch zum Tode von etwa 120 Geiseln und mehreren russischen Elitekämpfern führten. Deshalb sah sich der russische Ministerpräsident Viktor Tschernomyrdin am 18. Juni gezwungen, den Terroristen weitgehende Zugeständnisse im Gegenzug für die Freilassung der noch lebenden Geiseln zu machen: Ungehinderter Abzug der Gruppe Bassajews, Einstellung der Kampfhandlungen in Tschetschenien sowie die Aufnahme von Friedensgesprächen. 

Diese wurden im Juli denn auch tatsächlich unter der Schirmherrschaft der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) aufgenommen und führten auch zu einem am 2. August in Kraft getretenen Waffenstillstand. Der war allerdings nur von kurzer Dauer. Von längerer ist hingegen die durch die Geiselnahme forcierte Verhärtung der Fronten, die bis heute anhält.