20.04.2024

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12.06.20 / Ausserirdische / Im schlimmsten Fall droht uns allen die Vernichtung / Mit Eifer suchen Forscher Kontakt zu intelligentem Leben im All – Aber was geschieht, wenn die Suche Erfolg hat?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24 vom 12. Juni 2020

Ausserirdische
Im schlimmsten Fall droht uns allen die Vernichtung
Mit Eifer suchen Forscher Kontakt zu intelligentem Leben im All – Aber was geschieht, wenn die Suche Erfolg hat?
Wolfgang Kaufmann

Willkommenskultur einmal anders: In ihrem Essay mit dem Titel „Exosoziologie“ philosophieren Michael Schetsche und Andreas Anton vom Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg über die Frage, wie das Szenario eines Erstkontakts mit Außerirdischen aussehen könnte. Bemerkenswerterweise erschien der Aufsatz nicht etwa in einer Publikation von UFO-Gläubigen oder Science-Fiction-Anhängern, sondern in einer Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament“. Die wird immerhin von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegeben, einer nachgeordneten Behörde des Bundesministeriums des Innern.

Der Aufsatz der beiden Wissenschaftler soll also offenbar das Bewusstsein der Politiker und Abgeordneten dafür schärfen, was passiert, wenn Fremde statt aus anderen Regionen der Erde plötzlich von entfernten Planeten nach Deutschland kommen. Denn natürlich muss die Bundesrepublik auch für diesen Fall gerüstet sein. Das klingt bizarr – ist es aber nicht. Das zeigen Schetsche und Anton auf durchaus plausible Art und Weise. 

Drei Szenarien erscheinen denkbar

Ihrer Meinung nach handelt es sich beim Erstkontakt mit Außerirdischen um ein sogenanntes Wild-Card-Ereignis. Dessen Eintreffen sei zwar sehr wenig wahrscheinlich, hätte aber gravierende Auswirkungen auf unser Leben, wenn es doch dazu käme. Dabei halten die Autoren drei Szenarien für möglich.

Zum Ersten könnten die Radioteleskope, welche in den Kosmos hinauslauschen, Nachrichten von vernunftbegabten Wesen empfangen (Signalszenario). Das würde allerdings zunächst nur geringe Folgen zeitigen. Denn uns verbliebe genügend Zeit, um Vorkehrungen für mögliche spätere Kontakte zu treffen.

Dann bestünde die Möglichkeit, dass Wissenschaftler eindeutige Beweise dafür finden, dass Außerirdische vor mehr oder weniger langer Zeit auf der Erde oder zumindest im Sonnensystem weilten (Artefaktszenario). Auch dann gäbe es keinen unmittelbaren Handlungsdruck.

Schließlich müsse man aber auch mit einer plötzlichen Ankunft der Aliens auf unserem Planeten oder eben hierzulande rechnen (Begegnungsszenario). Das wäre dann eine höchst komplexe und gefährliche Situation, da es neben den Menschen weitere Akteure gäbe, deren Denken und Handeln wahrscheinlich niemand hier verstünde. Außerdem müsse man logischerweise von einem asymmetrischen Zusammentreffen ausgehen. Die Außerirdischen seien dem Homo sapiens ganz sicher haushoch überlegen, denn im Gegensatz zu uns hätten sie es ja vermocht, unvorstellbar große Distanzen zu überwinden. Das ist nicht machbar ohne überragende technische Fähigkeiten sowie unter Umständen auch physische und mentale Eigenschaften, von denen wir Menschen nur träumen können.

Dieses Analyseergebnis bereitet den Autoren Sorge: Bestenfalls käme es nur zu etlichen ökonomischen und ideologischen „Störereignissen“, schlimmstenfalls drohe uns allen die Vernichtung. Daher müssten Nutzen und Risiken der Suche nach Aliens vorurteilsfrei diskutiert und der Zivil- beziehungsweise Katastrophenschutz entsprechend vorbereitet werden. Dabei steht aber zu befürchten, dass viele Adressaten dieses Appells in Parlament und Bundesregierung angesichts der Bedrohung aus dem All genauso inkompetent, indolent und ignorant reagieren, wie sie es auch bei anderen Gefahren zu tun pflegen.