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12.06.20 / Wildschweine in Allenstein / Invasion der Borstentiere / Wegen der Corona-Krise wurden die Tiere nicht bekämpft – Bürger beschweren sich bei Stadtbehörden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24 vom 12. Juni 2020

Wildschweine in Allenstein
Invasion der Borstentiere
Wegen der Corona-Krise wurden die Tiere nicht bekämpft – Bürger beschweren sich bei Stadtbehörden
Edyta Gladkowska

Die Einwohner von Allenstein beklagen eine regelrechte Invasion von Wildschweinen. Einige haben sogar Angst, das Haus zu verlassen, wenn die Tiere den Rasen vor ihrem Wohnblock durchwühlen. Die Wildtiere verursachen Schäden in Gärten und Parks. In der Stadt kam es auch schon zu Verkehrsunfällen mit Keilern. Die Tiere halten sich auch nachts in der Stadt auf.

Der Kampf gegen die Wildschweine beschäftigt auch die Politik. Allensteins Oberbürgermeister Piotr Grzymowicz erklärte, dass Wildschweine wegen der Corona-Epidemie nicht hatten gefangen werden können, versprach aber dann Besserung. Bis Mai dieses Jahres hatten bereits über 730 Bürger bei der Stadtverwaltung angerufen und Wildschweine gemeldet. Im vergangenen Sommer hatte die Stadt 50 von 500 Wildschweinen, die sich in Allenstein niedergelassen hatten, gefangen und eingeschläfert.

Stadtbehörde erhielt 750 Anrufe

 „Vor der Pandemie befassten sich Stadtwächter mit dem Fangen von Wildschweinen. Jetzt, während der Corona-Krise, steht die Stadtwache unter der Leitung der Polizei, und sie hat andere Aufgaben als das Fangen von Wildschweinen“, sagte Stadtpräsident Piotr Grzymowicz während einer Sitzung des Stadtrats. Er versicherte, dass die Stadt in dieser Angelegenheit mit Förstern verhandele, die diese Aufgabe übernehmen könnten.

Seit der Ankündigung des Oberbürgermeisters hat sich jedoch nichts geändert. Es wurde noch kein Unternehmen ausgewählt, das sich mit dem Fangen und Einschläfern von Wildschweinen befasst. Die Stadt hat jedoch sechs stationäre und eine mobile Fanganlage aufgestellt. Gehen Tiere in die Falle, wird ein Tierarzt geholt, der sie einschläfert. In diesem Jahr plant die Stadt, 100 Wildschweine zu eliminieren.

Die Ausbreitung der Wildschweine in Allenstein begann vor über zehn Jahren. Zunächst waren sie nur am Stadtrand zu sehen. Die ersten Bachen, die ihre Jungen in neue Gebiete führten, sorgten für Aufsehen. Viele Baustellen, insbesondere für die Umgehungsstraße, haben die natürlichen Futterplätze der Tiere zerstört, sodass die Wildschweine auf der Suche nach Futter in weitere Stadtteile vordrangen. Das Jahr 2019 war ein Durchbruch: Die Tiere kamen sogar bis zum Rathaus. Da sie aufgrund der Pandemie nicht weiter bekämpft wurden, betrachten die Wildschweine die Stadt offenbar als ihr Territorium. Im Gegensatz zu den Allensteiner Bewohnern zeigen sie keine Angst. Förster und Spezialisten für Tierverhalten sind sich allerdings einig darüber, dass die Menschen weitgehend selbst Schuld an der Invasion der Borstentiere haben. Da viele sie fütterten, fühlten sich die Tiere dazu ermutigt, sich in der Stadt einzurichten. 

Seit Beginn der Corona-Krise, während der weniger Menschen und Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sind, haben die Wildschweine sich praktisch überall ausgebreitet. Sie gehen am helllichten Tag auf den Straßen oder in der Altstadt spazieren. Die Jäger aus dem Allensteiner Jagdverein des polnischen Jagdverbandes sind sich einig, dass die Herde, die Allenstein übernommen hat, beseitigt werden muss. „Hier wird kein Verjagen etwas bewirken. Sie müssen bejagt werden. Sie fühlen sich in der Stadt zu sicher“, sagte Romulad Amborski, Vorsitzender der Allensteiner Abteilung des  polnischen Jagdverbandes.

Bloßes Verjagen hilft nicht mehr

Die Gesellschaft zum Schutz der Tiere fordert jedoch weniger grausame Methoden als Abschuss oder Einschläfern. Ihrer Meinung nach sollten alternative Methoden in Betracht gezogen werden, um Wildschweine von der Nahrungssuche in der Stadt abzuhalten.

Die Sprecherin des Allensteiner Rathauses, Marta Bartoszewicz, wies darauf hin, dass Bejagen nicht die einzige Möglichkeit ist, um die Wildschweine loszuwerden. Sie erinnert daran, dass Allenstein jahrelang im Stande war, die Tiere am Rande der Stadt zu halten.

„Wir fordern die Bewohner auf, die Tiere nicht zu füttern, weil sie sich sehr schnell daran gewöhnen und deshalb so gerne zurückkommen, weil sie wissen, dass sie hier Futter bekommen können,“ sagt Marta Bartoszewicz. „Wir sind auf einem guten Weg, einen Vertrag mit einem Unternehmen zu unterzeichnen, das in naher Zukunft Wildschweine fangen wird,“  sagt die Rathaussprecherin.