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12.06.20 / Saudi-Arabien / Ein Land im Umbruch / Die Auslands-Reporterin Susanne Koelbl war zwölf Wochen in einem Land unterwegs, das vor dem tiefgreifendsten Wandel seiner Geschichte steht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24 vom 12. Juni 2020

Saudi-Arabien
Ein Land im Umbruch
Die Auslands-Reporterin Susanne Koelbl war zwölf Wochen in einem Land unterwegs, das vor dem tiefgreifendsten Wandel seiner Geschichte steht
Manuela Rosenthal-Kappi

Die Auslands-Reporterin Susanne Koelbl arbeitet seit Jahren für den „Spiegel“ und berichtete vom Balkan, aus Zentralasien und dem Nahen Osten, darunter Syrien, Iran und dem Irak. 

Für ihr neues Buch „Zwölf Wochen in Riad“ hat sie sich allein nach Saudi-Arabien aufgemacht, um aus dem Land zwischen uralter Tradition und dem Aufbruch in eine ungewisse Moderne zu berichten. Ein mutiges Unterfangen für eine Frau in einem Land, in dem immer noch archaisch anmutende Regeln für den weiblichen Teil der Bevölkerung gelten, und Frauen sich nur in Begleitung eines männlichen Beschützers in der Öffentlichkeit bewegen dürfen.

Umso beachtenswerter ist das Ergebnis von Koelbls Recherchen. In einem Prolog erläutert die Autorin kurz die politische Situation Saudi-Arabiens seit dem Aufstieg des 33-jährigen Kronprinzen Mohammed bin Salman an die Macht, der zwar versprochen hat, radikale Kräfte zurückzudrängen und das Land zu öffnen, der aber aufgrund seiner unbeherrschten Impulsivität teils unverständliche und brutale Entscheidungen trifft, mit denen er die westlichen Verbündeten in den USA schockiert. In den zumeist konservativen islamischen, zur Herrscherfamilie gehörenden Clans hat er zudem zahlreiche Gegner. Sinkende Ölpreise und das Chaos verfallender Länder der Region wie Irak, Syrien, Libyen und Jemen verunsichern die Menschen im Land. Der Reichtum Saudi-Arabiens versiegt allmählich – schlechte Voraussetzungen für Reformen.

Wie die Menschen mit der Situation umgehen und dennoch von einer besseren Zukunft träumen, konnte Koelbl in zahlreichen Gesprächen und Treffen mit den unterschiedlichsten Personen erfahren. Unter ihren Gesprächspartnern waren neben verschleierten Frauen, die in ihrer eigenen Parallelwelt agieren, Prinzen, Regimekritiker, Beduinen, Aufsteiger und Verlierer, die von ihren Leben in einer für uns märchenhaft fremden Welt erzählen. Es ist ein überaus lesenswertes Buch entstanden. Koelbl beschreibt in unterhaltsamem Stil und erzählt vorurteilsfrei vom Leben der Menschen in einem Land im Umbruch.

Susanne Koelbl: „Zwölf Wochen in Riad. Saudi-Arabien zwischen Diktatur und Aufbruch“, DVA/Spiegel Buchverlag, München 2019, gebunden, 320 Seiten, 22 Euro