Tiraden gegen Aufmüpfige
In der heutigen Bundesrepublik herrsche eine weit verbreitete Politikverdrossenheit und das Gefühl, nichts am unerfreulichen Zustand der Demokratie ändern zu können. Daran seien aber keineswegs „die da oben“ Schuld, sondern die Menschen „da unten“. So lautet die klare Botschaft des SPD-Bürgermeisters der mittelsächsischen 4500-Seelen-Kleinstadt Augustusburg, Dirk Neubauer, welche er nun in seinem Buch „Das Problem sind wir“ verbreitet.
Wir, die Bürger, müssten uns endlich dazu aufraffen, unsere „Komfortzone von Reihenhaus, Konsum und Urlaub“ zu verlassen, und politisches Engagement zeigen – aber nicht als „Wutbürger“ oder gar in der AfD. Denn die habe doch „außer den üblichen Deutschtümeleien und teilweise rechtsradikalen Positionen … nichts zu bieten.“
Und so geht er dann weiter, der Spagat zwischen dem Versuch, Bürgernähe zu demonstrieren oder für die Mitwirkung aller zu werben, und diversen Tiraden gegen diejenigen, welche aus guten Gründen gegen die Aufnahme von „Geflüchteten“ in der eigenen Kommune opponieren, sich lieber im Internet als den Mainstream-Medien informieren sowie keine Illusionen hegen, wie es um die Mitbestimmung beziehungsweise die wahren Machtverhältnisse in Deutschland bestellt ist, wenn es um die Durchsetzung von bestimmten Agenden geht.
Wolfgang Kaufmann
Dirk Neubauer: „Das Problem sind wir. Ein Bürgermeister in Sachsen kämpft für die Demokratie“, Deutsche Verlags-Anstalt, München 2019, gebunden, 234 Seiten, 18 Euro
Scharfzüngige Aphorismen
Heinrich Heines scharfzüngige und schonungslose Werke haben von ihrer Aktualität wenig verloren. Mit eloquenten Formulierungen verspottete er Kirche und Staat. Seine schlechten Erfahrungen mit beiden spiegeln sich in Aphorismen wie „Es sind in Deutschland die Theologen, die dem lieben Gott ein Ende machen“ oder, womit er recht behalten sollte – „... dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“ Auch über die Verlogenheit und Dummheit seiner Mitmenschen hat er sich ausgelassen: „Wie vernünftige Menschen oft dumm sind, so sind die Dummen manchmal sehr gescheit.“ In einem bibliophilen Buch mit Zeichnungen der vielseitigen, auf Buchillustrationen spezialisierten Künstlerin Jutta Mirtschin hat der Steffen Verlag eine Sammlung mit Heine-Zitaten herausgebracht.MRK
Heinrich Heine: „Ein kühnes Beginnen ist halbes Gewinnen. Aphorismen“, Steffen Verlag, Berlin 2020, gebunden, 60 Seiten, 9,95 Euro