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19.06.20 / Stiller Freund / Dresdens Albertinum öffnet wieder mit einer Ausstellung über Caspar David Friedrichs Gemälde „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25 vom 19. Juni 2020

Stiller Freund
Dresdens Albertinum öffnet wieder mit einer Ausstellung über Caspar David Friedrichs Gemälde „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“
Veit-Mario Thiede

Mondnächte sind ein Hauptmotiv romantischer Landschaftsgemälde. Das eindrucksvollste schuf Caspar David Friedrich vor ziemlich genau 200 Jahren: „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“. Das kleinformatige Gemälde ist einer der größten Publikumsmagneten des Dresdner Albertinums, das nach der Lockdown-Pause an diesem Wochenende wiedereröffnet wird.

Die vorläufigen Öffnungstage jeweils von Freitag bis Sonntag bieten eine gute Gelegenheit, sich die bis 25. Oktober verlängerte Ausstellung „Mondsüchtig. Zweihundert Jahre ,Zwei Männer in Betrachtung des Mondes‘“ in Ruhe anzusehen, da immer nur eine begrenzte Anzahl Besucher erwünscht sind. Friedrichs Gemälde ist dort Mittelpunkt einer attraktiven Romantikerschau, welche die 15 schönsten Mondscheinlandschaften des Museums zusammenführt. Intime Miniaturen wie Ernst Ferdinand Oehmes „Mondnacht auf dem Golf von Salerno“ (1827) gesellen sich zu repräsentativen Großformaten wie Ludwig Richters „Überfahrt am Schreckenstein“ (1837).

Treffend charakterisiert Ausstellungskurator Holger Birkholz Friedrichs Jubiläumsbild: „In ihm erscheint der Mond als Fluchtpunkt einer träumerischen Weltvergessenheit.“ 

Politische Anspielung im Mondbild

Am Rande eines ansteigenden Weges stehen zwei Freunde dicht beieinander und betrachten andächtig die vom Abendstern begleitete Mondsichel. Die aus dem Erdboden ragenden Wurzeln einer halb umgekippten, kahlen Eiche erwecken dabei den Anschein, nach den beiden Männern zu greifen. 

Der gläubige Maler hat seine Bildelemente mit christlicher Symbolik aufgeladen. Der Waldweg wird zum Lebensweg. Die abgestorbene Eiche ist Symbol des Todes, während die links sichtbaren immergrünen Fichten für das ewige Leben stehen. Die Sichel des zunehmenden Mondes gilt als Christussymbol und Heilsversprechen. 

Erstaunlicherweise scheint das Gemälde auch eine zeitkritische Dimension aufzuweisen. Denn über die beiden Mondbetrachter sagte Friedrich ironisch: „Die machen demagogische Umtriebe.“ Damit spielte er auf die „Demagogenverfolgungen“ der Regierungen des Deutschen Bundes zur Unterdrückung freiheitlicher Bestrebungen an.

Im Bildertausch überließ Friedrich die „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“ seinem norwegischen Malerfreund Johann Christian Clausen Dahl. Nach Friedrichs Tod 1840 verkaufte dieser es der Dresdener Gemäldegalerie.

Dahl selbst ist in der Kabinettschau mit dem „Blick auf Dresden bei Vollmondschein“ (1839) vertreten. Die Bauwerke am Altstädter Ufer sind in silbriges Mondlicht getaucht. Während es auf Dahls Bild bei genauem Hinsehen nur so vor Menschen wimmelt, konzentriert sich Georg Heinrich Crolas Gemälde auf einen einsamen „Gitarrenspieler bei Mondschein“ (1828). Der Mond wird ihm zum stillen Freund.

Die „Mondscheinlandschaft“ (1859) des Arztes, Universalgelehrten und begnadeten Hobbymalers Carl Gustav Carus wirkt sowohl friedlich als auch unheimlich. Am Sternenhimmel hat sich der Vollmond hinter Wolken hervorgeschoben. Die Spiegelungen seines Lichts wogen uns auf den Wellen eines Weihers sanft entgegen. Das Gemälde hinterließ der vor etwas über 150 Jahren, am 28. Juli 1869, verstorbene Carus der Dresdener Gemäldegalerie. Er verband damit den Wunsch, es möge in der Nähe der Bilder seines Freundes Caspar David Friedrich gezeigt werden. Bis heute hat man seinen Wunsch erfüllen können.

Bis 25. Oktober im Albertinum, Tzschirnerplatz 2, Dresden, wieder geöffnet ab 19. Juli vorläufig jeden Freitag von 17 bis 20 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 11 bis 17 Uhr, Eintritt 12 Euro. Internetanmeldung: www.skd.museum