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19.06.20 / Potsdamer Schlosstheater / Eine Bühne wartet auf Zuschauer / Friedrichs II. barockes Theater könnte nach sieben Jahren erstmals wieder bespielt werden, darf aber nicht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25 vom 19. Juni 2020

Potsdamer Schlosstheater
Eine Bühne wartet auf Zuschauer
Friedrichs II. barockes Theater könnte nach sieben Jahren erstmals wieder bespielt werden, darf aber nicht
Harald Tews

Für die Sanierung des Schlosstheaters im Neuen Palais von Sanssouci hätte man sich noch ein Jahr mehr Zeit nehmen können. Eigentlich war geplant, das im Stil des Friderizianischen Rokoko gestaltete Schlosstheater nach siebenjähriger Sanierung mit einer Telemann-Aufführung am 20. Juni wiederzueröffnen. Doch wegen Corona-Sorgen dürfen Theater- und Musiksäle noch keine Zuschauer empfangen.  

Die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci, in deren Rahmen die Aufführung von Telemanns „Pastorelle en musique“ hätte stattfinden sollen, haben ihr komplettes Programm auf kommendes Jahr verschoben. Damit das Schlosstheater doch noch eine Art Premiere feiert, kann man am 21. Juni ab 20 Uhr sowohl online als Videolivestream auf rbbkultur.de und Facebook als auch im Radio auf rbbKultur 92,4 MHz einen von dort übertragenen Festspielabend der Alten Musik miterleben. Dorothee Oberlinger, Intendantin der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci, präsentiert dabei unter anderem Opernarien von Hasse, Graun und Telemann auf der Bühne des Schlosstheaters. 

Das Schlosstheater war seit Juli 2013 geschlossen, nachdem dort Brandschutzmängel festgestellt worden waren. Bei Sanierungsmaßnahmen in den 1960er und 1970er Jahren brachte man Holzschutzmittel auf, die man heute nicht nur als gesundheitsschädlich bewertet, sondern die auch nicht den neueren Brandverhütungsmaßnahmen entsprechen. 

In den Jahren 2014 bis 2016 wurde im Rahmen des ersten Sonderinvestitionsprogramms für die von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) gepflegten Objekte bereits das Dach des Theaterflügels des Neuen Palais instandgesetzt. Insgesamt betrugen die Sanierungskosten für das Theater, dessen bauzeitliche Holzkonstruktionen unter Denkmalschutz stehen, knapp drei Millionen Euro.

Das von 1763 bis 1769 im Auftrag Friedrichs des Großen als Sommerresidenz und Gästeschloss errichtete Neue Palais beherbergt neben prächtigen Festsälen und aufwendig dekorierten Wohnräumen auch eines der schönsten noch erhaltenen barocken Theater. Auch nach den Umbauten des Zuschauerraums 1865 unter dem späteren Kaiser Wilhelm I. und der Modernisierung der Bühnentechnik um 1929 blieben der Charakter des Theaters und die künstlerisch gestaltete Originalsubstanz erhalten. 

Damit der Spielbetrieb weiter gewährleistet werden konnte, fanden zuletzt Restaurierungsarbeiten um die Jahre 1990 und 2000 statt. Das Theater wurde ganzjährig bespielt und inklusive Proben und technischer Einrichtungen zwischen 150 und 180 Tagen im Jahr genutzt.

In diesem Jahr soll es aber doch noch Vorstellungen geben. Vom 13. bis 29. November plant die Potsdamer Winteroper, dort Benjamin Brittens Oper „The Rape of Lucretia“ aufzuführen.