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19.06.20 / KOREAKRIEG / Als der Kalte Krieg warm wurde / Vor 70 Jahren begann der erste große Stellvertreterkrieg zwischen dem westlichen und dem östlichen Lager

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25 vom 19. Juni 2020

KOREAKRIEG
Als der Kalte Krieg warm wurde
Vor 70 Jahren begann der erste große Stellvertreterkrieg zwischen dem westlichen und dem östlichen Lager
Wolfgang Kaufmann

Nach der Kapitulation der japanischen Streitkräfte im September 1945 vereinbarten die beiden Supermächte eine Abgrenzung ihrer Interessenssphären durch eine quer durch die koreanische Halbinsel entlang des 38. Breitengrades verlaufende Demarkationslinie. Anschließend installierte Moskau nördlich davon kommunistische Volkskomitees, während Washington die antikommunistischen Kräfte im Süden protegierte. Das führte zu erheblichen Spannungen, welche die Wiedervereinigung des Landes verhinderten.

Schließlich brachten die USA die Korea-Frage vor die Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN). Diese beschloss am 14. November 1947 freie Wahlen für ganz Korea. Die fanden dann aber nur im Süden statt, weil der nordkoreanische Regierungschef Kim Il-sung jedwede Kooperation mit der UN verweigerte. Der südkoreanische Wahlsieger Rhee Syng-man rief am 15. August 1948 die Republik Korea aus. Dem folgte drei Wochen später nördlich des 38. Breitengrades die Proklamation der Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK).

Anschließend rüstete der kommunistische Norden mit sowjetischer Hilfe in massiver Weise auf, während die USA in Südkorea nur eine Polizeitruppe zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung schufen. Allerdings zögerte Josef Stalin zunächst, Kim grünes Licht für die gewaltsame Einigung Koreas zu erteilen, da er einen offenen Konflikt mit der damals noch einzigen Atommacht USA scheute.

Am 29. August 1949 konnte die Sowjetunion allerdings ihre RDS-1 in Semipalatinsk zünden und mit den Vereinigten Staaten gleichziehen. Zudem äußerte der US-Außenminister Dean Acheson am 12. Januar 1950, die pazifische „Verteidigungslinie“ seines Landes führe von den Alëuten über Japan bis zu den Philippinen, was Korea ausschloss. Daraufhin gab Stalin Kim bei dessen Moskau-Besuch im Frühjahr 1950 die Genehmigung zum Angriff auf den Süden.

Am 25. Juni 1950 begann der Angriff

Dieser Angriff der Koreanischen Volksarmee (KVA) begann am 25. Juni 1950 um vier Uhr morgens. Zehn Infanterie-Divisionen, 280 Panzer und 210 Kampfflugzeuge überquerten die Demarkationslinie in Richtung der südkoreanischen Hauptstadt Seoul sowie Chuncheon, Pocheon und Dongducheon. Aufgrund der drückenden Überlegenheit der Koreanischen Volksarmee vermochte diese Seoul schon drei Tage nach Angriffsbeginn einzunehmen, während die Rhee-Regierung nach Daejeon floh.

Angesichts des nordkoreanischen Angriffs verabschiedete der UN-Sicherheitsrat noch am 25. Juni die Resolution Nr. 82, in der Nordkorea des „Friedensbruchs“ bezichtigt und aufgefordert wurde, den Rückzug anzutreten. Dem folgte zwei Tage später die Resolution Nr. 83, mit der die UN-Mitgliedsstaaten aufgerufen wurden, Südkorea militärisch zu unterstützen. Dass die an der Mission beteiligten Kontingente aus 22 Staaten unter US-amerikanischem Kommando stehen sollten, war Inhalt der Resolution Nr. 84 vom 7. Juli 1950. Und in der Resolution Nr. 85 vom 31. Juli wurde der Einsatz der UN-Streitmacht mit am Ende fast einer Million Soldaten offiziell autorisiert. 

All diese Beschlüsse konnten deshalb so zügig und unkompliziert gefasst werden, weil der Vertreter der Vetomacht Sowjetunion, Jakow Malik, die Sitzungen des Sicherheitsrates seit dem Januar 1950 boykottierte, um die Anerkennung der Volksrepublik China als ständiges Mitglied des Gremiums und offizieller Vertreter Gesamtchinas anstelle der Inselrepublik Taiwan zu erzwingen. 

Das ermöglichte den USA, sich bei dem bereits frühzeitig angelaufenen Einsatz ihrer Luftwaffe und Marine gegen die KVA nachträglich auf entsprechende UN-Mandate zu berufen. Das galt gleichermaßen für die Anlandung von US-Bodentruppen zur Verteidigung Südkoreas. Den Befehl dazu hatte Präsident Harry S. Truman dem späteren Oberkommandierenden aller UN-Kontingente, General of the Army Douglas MacAr­thur, am 30. Juni 1950 erteilt.

MacArthur wollte A-Bomben werfen

Während MacArthur nun seine Streitmacht in Position brachte, besetzte die KVA fast ganz Südkorea mit Ausnahme eines kleinen Gebietes im Südosten. Dann wechselte das Kriegsglück. Als die DVRK mit dem Rücken zur Wand stand, entsandte Festlandchina eine 200.000 Mann starke sogenannte Volksfreiwilligenarmee nach Korea. Deren Gegenangriff im November 1950 brachte die UN-Truppen in äußerste Bedrängnis. Das quittierte 

MacArthur mit der Forderung, 34 Atombomben auf chinesische Städte zu werfen. Diesen Rubikon zu überschreiten unterließ jedoch die politische Führung der USA und MacArthur wurde durch General Matthew Ridgway ersetzt.

Nach der letzten großen Schlacht des Koreakrieges im Frühherbst 1951 stagnierten die Kampfhandlungen – abgesehen von der seitens der UN gebilligten systematischen Bombardierung Nordkoreas durch die US-Luftwaffe, welche wohl jeden zehnten Nordkoreaner das Leben kostete.

Währenddessen verabschiedete die UN-Vollversammlung drei weitere Beschlüsse zum Koreakrieg: Die Resolution Nr. 376 vom 7. Oktober 1950, welche die UN-Truppen implizit zum Einmarsch in Nordkorea und zur gewaltsamen Wiedervereinigung des Landes ermächtigte, sowie die Resolutionen Nr. 498 und Nr. 500 vom 1. Februar beziehungsweise 18. Mai 1951, mit denen auch die Volksrepublik China (VRC) zum Aggressor erklärt und ein Waffenembargo gegen Peking und Pjöngjang verhängt wurde.

Ein Friedensvertrag steht noch aus

Aufgrund des festgefahrenen Stellungskrieges im Bereich des 38. Breitengrades initiierten die UN Waffenstillstandsverhandlungen, die am 10. Juli 1951 begannen und schließlich nach längerem Tauziehen sowie dem Tode Stalins zur Einstellung der Kämpfe am 27. Juli 1953 führten. Dahingegen kam die am 28. August in der UN-Resolution Nr. 711 angeregte finale Friedenskonferenz bis heute nicht zustande.