Ein junger Baggerfahrer hat auf das Führerhaus seines Baggers das Wort „Führerhaus“ geklebt, was zu einem kleinen regionalen Skandal in Stuttgart geführt hat. Ein Leser der „Stuttgarter Nachrichten“ informierte das Blatt über den Schriftzug, der in Sütterlinschrift gehalten sei und daher „eindeutige Assoziationen“ wecke. In Wahrheit ist das Wort in Fraktur geschrieben. Eine Schrift, welche die Nationalsozialisten ab 1941 systematisch abgeschafft hatten, ebenso wie die Sütterlinschrift. Hitler verhöhnte die Frakturschrift als „Schwabacher Judenlettern“. Der Inhaber und Geschäftsführer der Baufirma reagierte entsetzt, wie die Zeitung berichtet. Er habe den Baggerfahrer „abgemahnt und den Schriftzug entfernen lassen“. Zudem habe er den Fahrer „auf den Ernst des Vorgangs hingewiesen“. Allerdings sei dieser nach seiner Einschätzung kein Nazi und habe den Aufkleber wohl für einen Scherz gehalten. Es werde jedoch, so der reumütige Unternehmer, „einen solchen Vorfall auf unseren Baustellen nicht mehr geben“. H.H.
© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25 vom 19. Juni 2020
Aufgeschnappt
Die aktuelle PAZ 16/2024
Bücher im Gespräch
Verfassungsschützer auf Abwegen
Mathias Brodkorbs Kritik an einem Dienst, der zunehmend als Sprach- und Gedankenpolizei agiert
Schonungslos skurril und unterhaltsam
Pascal Garnier hat einen ungewöhnlichen Roman mit einem Helden kreiert, der eine erbärmliche Figur abgibt und schließlich zum Mörder wird