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26.06.20 / Währungsunion / Als die D-Mark die Mark der DDR ablöste

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26 vom 26. Juni 2020

Währungsunion
Als die D-Mark die Mark der DDR ablöste
Dirk Pelster

Vor 30 Jahren, am 1. Juli 1990, traten  mit dem DDR-Gesetz zur Privatisierung und Reorganisation des volkseigenen Vermögens  (Treuhandgesetz) sowie der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion wichtige Rechtsgrundlagen in Kraft, welche die sozialistische Planökonomie in Mitteldeutschland beseitigen und so den Weg für einen Beitritt zum Bundesgebiet ebnen sollten.

Trotz verfallender Infrastruktur und teilweisen Versorgungsengpässen waren die wirtschaftlichen Kennziffern der DDR keineswegs so schlecht, wie dies nach wie vor gerne behauptet wird. Im internationalen Vergleich lag die Volksdemokratie auch zu ihrem Ende hin immerhin auf Platz 10 der leistungsstärksten Volkswirtschaften der Erde. Und die vielbeschworene Pleite der DDR entpuppt sich im Wesentlichen als Mär. Während die Pro-Kopf-Staatsverschuldung der Mitteldeutschen 1989 bei umgerechnet rund 3650 D-Mark lag, standen die Bundesbürger im Westen bereits mit fast dem fünffachen Betrag in der Kreide. Allerdings war die Führung in Ost-Berlin weder Willens noch in der Lage, sich über Kredite bei der Weltbank oder auf westlichen Anleihemärkten zu refinanzieren. 

Die DDR hatte in vielen Sparten zwar längst den Anschluss an den Weltmarkt verloren, allerdings war sie auf anderen Feldern, wie etwa dem Kalibergbau oder bei der Herstellung optischer Geräte, durchaus wettbewerbsfähig. Zudem ist die tiefe wirtschaftliche Integration der DDR in dem sozialistischen Staatenblock zu berücksichtigen. Als man zum 1. Juli 1990 ihre Währung per Gesetz künstlich zum 1:1-Kurs auf das Niveau der fünfmal so starken D-Mark konvertierte, waren damit ihre ostmittel- und osteuropäischen Handelspartner gezwungen, die exportierten Produkte zu einem Vielfachen des eigentlichen Wertes abzunehmen. Die Betriebe der DDR konnten ihre Produktionskosten nicht absenken, um konkurrenzfähig zu bleiben, denn insbesondere die Löhne der Arbeitnehmer waren ebenfalls 1:1 auf D-Mark umgestellt worden. Über Nacht brachen damit die Absatzmärkte in der östlichen Hälfte Europas weg. 

Während die Währungsunion den intakten Teilen der DDR-Wirtschaft den Todesstoß versetzte, übernahm die Treuhand ihre Abwicklung. Die wenigen verbliebenen überlebensfähigen Betriebe wurden zumeist erheblich unter Wert an Konkurrenten aus dem Westen verkauft und nicht selten stillgelegt.