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26.06.20 / Folgen der Corona-Pandemie / Wirtschaft im südlichen Ostpreußen leidet Not / Landwirtschaft und Tourismusbranche sind besonders von Ausfällen betroffen – Staat stellt Hilfe in Aussicht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26 vom 26. Juni 2020

Folgen der Corona-Pandemie
Wirtschaft im südlichen Ostpreußen leidet Not
Landwirtschaft und Tourismusbranche sind besonders von Ausfällen betroffen – Staat stellt Hilfe in Aussicht
Edyta GLadkowska

Das Coronavirus hat nicht nur das Leben und die Gesundheit der Menschen bedroht, sondern auch die Wirtschaft, was sich auf die Finanzen der Bewohner sowie der Kommunalverwaltungen im südlichen Ostpreußen negativ ausgewirkt hat.

Auf einer Pressekonferenz sagte Gustaw Marek Brzezin, Marschall der Woiwodschaft Ermland und Masuren: „Dank eines effizienten Gesundheitswesens, des Einsatzes aller Dienste, der Zusammenarbeit zwischen Regierung und örtlicher Verwaltung, aber vor allem der Disziplin der Bewohner, die die eingeführten Beschränkungen befolgen, haben wir neben der Woiwodschaft Lebus die wenigsten Fälle von Coronavirus-Infektionen.“ Brzezin meint, dass die bessere epidemiologische Situation im Vergleich zu anderen Regionen eine Grundlage für die schnellere Erholung der Wirtschaft im südlichen Ostpreußen sein könnte, sowie für eine Lockerung der Pandemie-Beschränkungen.

16 Millionen Euro für Unternehmer

Die Selbstverwaltung der Woiwodschaft hat umgerechnet 17 Millionen Euro aus dem Haushalt bereitgestellt, um Krankenhäusern bei der Bekämpfung des Coronavirus zu helfen. Es wird auch Unterstützung für Unternehmer geben. Die Woiwodschaftsverwaltung will rund 16 Millionen Euro für die Verbesserung der Liquidität von Unternehmen in Form von Betriebsmittelsubventionen ausgeben. Hier muss die Europäische Kommission noch zustimmen. „Wir wollen diejenigen Unternehmen unterstützen, die um ihren Lebensunterhalt kämpfen wollen. Wir müssen Unternehmen retten, die Arbeitsplätze schaffen“, betonte der Marschall. „Der Tourismus ist unser Vorteil, aber wir wissen immer noch nicht, wie die Saison in diesem Jahr aussehen wird, wie die organisierte Freizeit aussehen wird und welche Anforderungen die touristischen Einrichtungen erfüllen müssen. Und es braucht Zeit, um sich darauf vorzubereiten“, sagte Sylwia Jaskulska, Mitglied des Woiwodschaftsselbstverwaltungsvorstandes. „Die gesamte Hotel- und Gastronomiebranche wartet jedoch auf Touristen, einschließlich der Kommunalverwaltungen, die auf Tourismuseinnahmen zählen.“

Zbigniew Ziejewski, Abgeordneter der Bauernpartei, wies auf die schwierige Situation der Geflügelzüchter im südlichen Ostpreußen hin. „Wir züchten meistens Truthähne und Hühner“, zählte der Abgeordnete auf. „Es gibt heute keine Lösungen im Anti-Krisen-Schutzschild, die Landwirten, insbesondere Geflügelzüchtern, die enorme Verluste erleiden, helfen würden, da der Preis für Hühnchen bis vor Kurzem 50 Eurocent pro Kilo betrug, obwohl er jetzt langsam steigt. Wir müssen nach Lösungen suchen, um die Landwirte für Verluste zu entschädigen. Auch die Holzindustrie braucht Unterstützung, denn Zahlungsstockungen, die heute in Möbelfabriken bestehen, betreffen viele Unternehmer. Wir müssen Ermland und Masuren für Touristen freigeben, denn wenn der Tourismus startet, wird auch die Landwirtschaft wiederbelebt.“

Derzeit möchte die Woiwodschaftsselbstverwaltung die vorhandenen Verwaltungseinheiten aufrechterhalten, was mit einer Reduzierung der Mittel verbunden ist, beispielsweise für Werbezwecke oder für geplante Veranstaltungen. 

Aufgrund der Pandemie wurde der Flugverkehr eingestellt, die Inlandsverbindungen wurden ab dem 1. Juni wieder aufgenommen. Eventuell wird im Juni auch die Verbindung von Schiemanen nach Krakau von LOT Polish Airlines wiederhergestellt. „Die Kosten für die Instandhaltung des Flughafens betragen 500.000 Euro pro Monat. Natürlich wollen wir den Flughafen nicht schließen, aber wir wollen staatliche Unterstützung, weil es ein strategischer Flughafen ist. Wenn er einsatzbereit sein soll, wird Hilfe benötigt und wir haben um solche gebeten.“ Es geht um die Unterstützung von Flughäfen, die der Anti-Krisen-Schild bereitstellt. „Wir haben einen Verordnungsentwurf vorbereitet, der Flughäfen im Rahmen von Krisenschutzlösungen zusätzlich unterstützt. Demnach erhalten 14 Flughäfen einen Zuschuss. Insgesamt sind für dieses Jahr rund 32 Millionen Euro geplant“, sagte der stellvertretende Infrastrukturminister Marcin Horala. Zu diesen gehört auch der Flughafen in Schiemanen. Der Verordnungsentwurf muss noch vom Ministerrat angenommen werden. 

Lockerungen in Sicht

Langsam werden die Corona-Beschränkungen im ganzen Land gelockert. Ab dem 30. Mai wurden Beschränkungen und die Begrenzung der Personenzahl im Handel, in der Gastronomie und bei Gottesdiensten unter Einhaltung der Abstandsregeln aufgehoben. Ausgenommen sind Betreuer Hilfsbedürftiger und kleiner Kinder. Ab Ende Mai wurden Versammlungen von bis zu 150 Personen unter Einhaltung der Abstandsregeln zugelassen. Unter Einhaltung von Hygienevorschriften und Abstandsregeln läuft der Betrieb in Restaurants, Bars, Cafés, Hotels und anderen Herbergen, aber es sind keine Menschenmengen dort zu sehen. Neuregelungen ab dem 6. Juni ermöglichen es Kinos, Theatern und Konzerthäusern, wiederzueröffnen, für das Publikum gilt Maskenpflicht. Es dürfen nur 50 Prozent der Plätze ausgelastet sein. Schwimmhallen, Fitnessstudios, Massagestudios und Solarien können ebenso wieder öffnen. Diskotheken und Klubs bleiben weiterhin geschlossen. 

Die Einreise aus Deutschland nach Polen für Ausländer ist nur in Ausnahmefällen möglich. Direkt nach der Einreise muss man sich in eine 14-tägige Quarantäne begeben. Die Quarantäne-Regelungen gelten bis auf weiteres. Wer mit einer Person in Quarantäne lebt, unterliegt selbst den gleichen Maßnahmen.