20.04.2024

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26.06.20 / Zum Nachdenken / Heimat ist Vieles

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26 vom 26. Juni 2020

Zum Nachdenken
Heimat ist Vieles

Mir fällt da eine kleine Tiergeschichte ein, die ich kürzlich las: 1945 musste eine Familie Haus und Hof verlassen, und ein kleiner Dackel zog mit ihnen. Jedoch wie das bei kleinen Dackeln so ist, die von der Weltgeschichte und ihrer Tragik nichts verstehen, witterte er Wald und Wild und ging mal eben kurz seinen Trieben nach. So verpasste er den Anschluss an die Seinen und trotz allen Suchens fanden sie den kleinen Racker nicht wieder.

Nach 30 Jahren besuchte diese Familie ihre Heimat, ihr Haus, ihren Hof. Und sie erfuhren von den neuen Besitzern, dass da 1945 halb verhungert ein kleiner Dackel aufgetaucht war, der mit großer Selbstverständlichkeit von Haus und Hof Besitz ergriff und dem anzumerken war, dass er alles kannte. Man habe ihn oft beobachtet, wie er auf der Schwelle lag und sehnsüchtig nach draußen schaute, in die Gegend witterte, ob da nicht endlich jemand vertrautes käme! Nach 15 Jahren hat er sein Hundeleben dann eines Abends beendet, den Kopf auf der Schwelle.

Man sollte einmal über diese kleine Geschichte nachdenken, und mancher Professor, der seitenlange Artikel über den Begriff „Heimat“ schreibt und diesen zu zerlegen und zu ergründen sucht, fände vielleicht in dieser Geschichte eine Antwort.

Heimat ist eine Sache, die nicht von heute auf morgen wächst, sondern aus jahrhundertelanger Verbundenheit entsteht. Aus der Verbundenheit mit dem Boden, dem Haus, dem Wald, dem See, dem Fluss, den Menschen, den Tieren, den Gräbern auf den Friedhöfen der Vorfahren und den Spielplätzen der Jugend. Es sind unendlich viele Dinge, die zum Begriff "Heimat" beitragen. 

(E. Hoffmann)